Vor ziemlich genau einem Monat habe ich mich in einem Anfall von Wahnsinn bei Twitter und Facebook angemeldet... Klasse Idee, Leserinnen in ihren bevorzugten Sozialen Netzwerken "entgegenzukommen", dachte ich. Abholen, einfangen. Her mit den Leserinnen. Also schnell mit NetworkedBlogs eine Synchronisation eingerichtet und los ging's.
Aus meinen null Facebook-Freunden wurden schnell 25, dann kleckerten noch 8 weitere herein... und eigentlich hätte alles ganz gemütlich werden können, hätte mich Facebook nicht am Freitag - direkt nach meiner letzten Antwort auf denocte - einfach ausgeloggt. Ich war ein bißchen irritiert, weil das Facebook-Cookie ja sonst ewig vorhält. (Klar, sonst könnte man meine fette Datenspur im Internet ja nicht nachverfolgen.) Beim Versuch, mich wieder einzuloggen wurde mir angezeigt, ich solle meinen Account mit meiner Handynummer verifizieren.
Nun weiß man ja, wenn man nicht - wie man so schön auf süddeutsch sagt -
"auf der Brennsuppn dahergschwommen ist"*, daß Facebook als echte Datenkrake Informationen sammelt was das Zeug hält. (Wer sich für das Thema interessiert, kann sich ja mal zur Einführung
den entsprechenden Wikipedia-Artikel zu Gemüte führen.) Eine einmal eingegebene Emailadresse wird entsprechend bis zum St. Nimmerleinstag gespeichert, d.h. wer glaubt, die eine durch die andere ersetzen zu können (vielleicht weil es doch nicht so super ist, von allen Leuten, denen man jemals eine Mail geschrieben hat über deren Adressbuch gefunden zu werden), der ist gewaltig auf dem Holzweg. Und wer seinen Account nicht nur deaktivieren und stillegen sondern wirklich löschen möchte, kann sich auf einen bürokratischen Aufwand gefaßt machen, der an Asterix'
"Haus, das Verrückte macht" erinnert.
Aber ihr wißt das ja wahrscheinlich alle, nicht umsonst gibt es alle paar Monate eine Schlagzeile, gegen welche Datenschutzrichtline Facebook nun schon wieder verstoßen hat.
Naja klar, können nun die ganz Abgeklärten sagen, Facebook ist halt ein kapitalistisches Unternehmen und keine Charity-Veranstaltung. Natürlich wollen die so viele Informationen wie möglich abgreifen, denn das ist ja, womit man Geld machen kann. Oder auch: Hätte man sich bei der Registrierung das Kleingedruckte ordentlich durchgelesen, dann wüßte man ja, daß... usw. usf.
Andererseits ist es heutzutage schon so selbstverständlich, einen Facebook-Account zu haben wie ein Mobiltelefon. Leute die keins von beidem haben, werden angeguckt wie die Dinosaurier und umgehend mit "Bitte nicht füttern" beschriftet. Da kann ja auch irgendwas nicht mit rechten Dingen zugehen...;-)
Entsprechend der Allgegenwärtigkeit von Facebook macht man sich nicht so viele Gedanken, was man mit dem Account nun genau anfangen möchte. Man richtet ihn erst mal ein und dann kann man ja immer noch weitersehen...
Nun war ich auf so ziemlich alles vorbereitet - bis auf diesen Roadblock. Ich kann nun auf den Account überhaupt nicht mehr - auch nicht minimalst! - zugreifen. Erst mal soll ich beweisen, daß ich eine reale Person bin. Das ist nämlich die Idee hinter der Handynummer. Denn jeder (normale) Mensch hat doch schließlich ein Mobiltelefon. Dessen Nummer wird dann dem Account zugeordnet, womit gleichzeitig sichergestellt wird, daß ich nur einen und nicht mehrere Facebook-Accounts besitze. Letzteres ist ja noch einleuchtend... zieht aber meines Erachtens nur, wenn man einen echten *und* einen Fake-Account haben möchte, weil man sich dann für einen entscheiden muß, sofern man nicht zwei oder noch mehr Mobiltelefone/SIM-Karten besitzt. Zu meiner Person sagt die Nummer erst mal gar nichts. Außer natürlich, man geht in die Vollen und fragt beim Telefon-Anbieter nach; so könnte man dann ja tatsächlich meine Identität rausfinden. Alternativ könnte ich also auch gleich meinen Perso einschicken. Oder eine DNA-Probe.
Man kann das ja als Anbieter halten wie man möchte - aber weshalb wurde ich dann nicht direkt bei der Registrierung verbindlich nach einer Mobilfunknummer gefragt? Warum habe ich einen Monat Zeit bekommen, um schön schon mal Daten einzufüttern? Damit ich auch ordentlich motiviert bin und meine Bedenken überwinde, meine Telefonnummer an Facebook weiterzugeben? Damit ich mir ggf. extra für meinen Facebook-Account ein Handy anschaffe?
However. Das Impressum muß ja eine Kontaktadresse angeben, die man - wenn man ganz genau hinguckt - auch findet. Als Reaktion auf meine Email, was ich denn nun als Nutzerin ohne Mobiltelefon machen solle, bekam ich einen Autoresponder-Text, der allerdings keinen Hinweis darauf gab, ob meine Original-Nachricht jemals irgendjemand zu Gesicht bekommen wird oder ob sie einfach im Facebook-Nirvana verschwunden ist...
Hi,
Thanks for contacting Facebook. The quickest answer to address your concern is through the Facebook Help Center (facebook.com/help) in the "Question and Answer" section of the applicable help topic. However, in order to better assist you, we are also providing links below to the most informative Facebook pages and most useful Help Center topics.
[Es folgt eine riesige Linkliste]
If your specific issue is not addressed through any of the links above, please contact us through the Help Center (facebook.com/help).
Thanks for contacting Facebook,
The Facebook Team"
FAN-TASTIC! würde ich sagen.
So, ewiglanger Rant zu Facebook. Eigentlich wollte ich nur sagen: Wundert euch nicht, wenn da erst mal nichts mehr passiert!
Und dann noch ein Wort zum von mir so stiefmütterlich behandelten Twitter.
Kürzlich hatte ich eine kurze Konversation mit Darlene von
Hourglassy darüber, daß mein Account so brach läge und die anderen Brabloggerinnen ganz großartige Twitterbeiträge verfaßten... ich fand den Versuch, mich zu motivieren, wirklich reizend, aber irgendwie...
... irgendwie fühle ich mich überfordert. Wie soll ich den Blogs lesen und kommentieren, auf einem Message-Board aktiv sein, gelegentlich mal Emails beantworten, einen Blog schreiben und immer noch bei Skype online sein/twittern/Facebook nutzen?! Da wird man doch kirre bei! So viel Gehirnkapazität hab ich einfach nicht! Und ich bin sowieso schon viel zu viel online... *seufz*
Mal ganz abgesehen von meinem Gefühl mit Twitter einfach inkompatibel zu sein: Wer jetzt mal einen Blick auf meinen Beitrag wirft, wird schon erkennen, was ich meine. Ich hab echte Probleme damit mich kurz zu fassen. Ich bin eben ein Dinosaurier und wir neigen zu
mythenmetzschen Ausschweifungen. 140 Zeichen... wofür soll das gut sein?
Aber ja, ich werde mich evtl doch noch mal damit beschäftigen. Wenn ich mal Zeit und Muße habe. Bisher hat sich mir die Sache halt noch nicht so recht erschlossen. Es kommt mir so vor, als würde Twittern eigentlich nur Sinn machen, wenn man a) unglaublich witzige Einzeller, äh -zeiler, zustande bringt oder b) weiß, an wen man sich richtet und momentan wäre das einzige potentielle Publikum die englischsprachige Boobosphere. Also auf Englisch zwitschern? Ach, ich weiß auch nicht!
Soviel, geneigte Leserinnen, heute mal zum Meta-Thema Bloggen an und für sich.
Tröstliche Worte sind willkommen.
Not so cheery,
george
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*Anmerkung zum Ausdruck "auf der Brennsuppn dahergschwommen" - laut redearten-index.de galten (Ein-)Brennsuppen als Essen für Arme, daher bedeutet der Ausdruck eigentlich etwas wie "aus einfachen Verhältnissen stammen", was dann kurzerhand mit Naivität/Dummheit gleichgesetzt wird. Na klasse. (Achtung, Pun) Manchmal ist es wirklich unglaublich, was man unbedacht für Ausdrücke verwendet!
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