D&D-Tip: Persönliche BH-Beratung in Hannover

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Montag, 26. August 2013

Das Größendilemma mit den EU-Marken

Im September 2011, also vor ziemlich genau zwei Jahren habe ich unter dem Titel ‘Lost in Translation’ eine kleine Abhandlung über BH-Größensysteme verfaßt und die Problematik einer ‘Übersetzung’ wie sie natürlich von allen die sich mit Bra Fitting befassen immer wieder versucht wird.

Ich arbeite ja nun schon eine Weile als Brafitterin und sehe seither was Frauen so tragen. In den meisten Fällen kaufen sie ihre gefühlte BH-Größe, d.h.  bei großen Brüsten entsprechend große Unterbrustbänder, also etwa von 80 bis 95 und dann in den erhältlichen Cups. Oftmals D oder E, schon seltener F oder G und ganz ganz selten kommt mal jemand mit einem H oder J-Cup.  Getragen werden “mitteleuropäische'” Marken versteht sich, also was man so im Handel üblicherweise im ‘Big Cup Bereich’ bekommt: Günstige Versandhaus-Eigenmarken, BHs von Hunkemöller, die gut aufgestellten deutschen Traditionsmarken (z.B. Anita, Triumph) aber auch die eher hochpreisigen BHs von Prima Donna, Chantelle oder Empreinte…

Die Passform und die Qualität der Stücke variiert sehr stark – und das gilt auch für das Volumen der Körbchen, soweit man das bei den meistens (nicht immer!) falsch gewählten Größen sagen kann. Mein vor zwei Jahren eher an Aussagen bei den Busenfreundinnen gewonnener Eindruck, daß die meisten Marken ihr doch sehr kleines Größenspektrum damit aufbessern, daß sie die Cups umso größer machen, hat sich auf jeden Fall erhärtet.

Besonders Prima Donna oder auch Empreinte fallen vergleichsweise riesig aus. Das heißt auf der einen Seite natürlich erst mal, daß eine Kreuzgrößentheorie der Art wie 80A = 75B = 70C = 65D (körbchenvolumen-mäßig) nicht mehr hinhaut. 

Auf der anderen bedeutet es aber auch, daß man tatsächlich eher andersherum denken muß, als das bisher bei den BF der Fall war: eine britische Größe fällt in vielen Fällen kleiner aus als die einer kontinentaleuropäischen Big-Cup-Marke. D.h. wenn ein getragenes D-Cup zwar zu klein aber nicht völlig katastrophal zu klein ist, kann man davon ausgehen, daß die gleiche Größe bei einer UK-Marke den Effekt einer Großbäckerei erzielen würde: Brötchen (rausquellendes Brustgewebe) überall. 

Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, das auch so zu erklären: daß das britische, feiner unterteilte Größensystem unter anderem dazu führt, daß man meist einen größeren Buchstaben benötigt. Das ist, wie gesagt, häufig noch nicht mal gelogen. Und auch wenn erzeugt es eine Art von Entspannungsmoment, denn Buchstabenphobie ist doch bei vielen Frauen ein großes Problem. (Ich weiß nicht, wie oft “Doppel D” verstanden wird, wenn ich “Doppel G” gesagt habe… man verzeihe mir also eine solche psychologische Rumtrickserei.)

Selbstverständlich hat das mit dem größeren Buchstaben auch viel mit einem ursprünglich schon zu kleinen Körbchen und einem zu großen Unterbrustband zu tun. So gibt es die klare Tendenz, daß jemand der seine BH-Größe als 85D einschätzt eigentlich eine 34FF/G benötigt. Das sind zwei Bandgrößen weniger, aber auch (zumindest theoretisch) zwei, drei Cups mehr.

Wie auch schon vor zwei Jahren festgestellt, hebt sich das Verhältnis bei größeren Cups dann meist wieder auf. Ein Empreinte-H-Cup entspricht ca. einem UK-GG-Cup und bei BHs der Marke Change, kann man von einem J-Cup getrost wieder auf ein UK-G-Cup heruntergehen. 

Bekräftigen möchte ich mit dem heutigen Beitrag auf jeden Fall meine alte Position: die totale Unsinnigkeit des Versuchs anhand einer Tabelle die Größen ineinander zu übersetzen. 

So pi mal Daumen kann man sagen, daß die meisten herkömmlichen Marken im Bereich um D und E-Cups herum deutlich größere Körbchen produzieren als die einschlägigen UK-Marken (Bravissimo, Curvy Kate, Eveden, Panache) und die Differenz darüber unterschiedlich je nach Marke und Konstruktionsqualität ausfällt. 

Marken die eigentlich nur ihre auf E-Cups ausgerichteten Minimiser-Schnitte hochziehen bis zum G-Cup, kann man entsprechend für größere Brüste, die sich nicht mehr einfach platt drücken lassen, vergessen weil das Volumen ziemlich deutlich nicht ausreicht. Dagegen gibt es auch spezialisiertere Marken, die auch ab F-Cup noch ordentliche, gut passende BHs konstruieren, beispielsweise Empreinte, Prima Donna und Ulla.


Meine Erfahrungen mit europäischen Marken sind immer noch sehr begrenzt – mehr als einen Eindruck kann ich also nicht liefern. Wenn man richtig damit arbeitet und auch noch britische Marken zum Vergleich hat, kann man vielleicht doch ein genaueres Übersetzungsschema erstellen. Derzeit wirkt es aber auf mich immer noch so, als würde jeder Hersteller ein Potpourri von willkürlichen Größen produzieren, was nicht nur Kundinnen sondern auch Verkäuferinnen heillos durcheinander bringt. Insofern ist es wohl nicht nur sachlicher Unkenntnis zuzuschreiben, warum so viele Frauen sagen, sie probieren jedes Mal gefühlte hundert Modelle an, bevor ihnen eins paßt und wenn sie ein gutes Exemplar gefunden haben, dann kaufen sie das auch immer und immer wieder…

In Zeiten von Selbstbedienung (kaum ein Geschäft bietet eine individuelle Größenberatung an) und Online-Shopping sind solche Abweichungen eigentlich nicht so besonders smart respektive geschäftsfördernd. Denn wenn man nicht an einem spezifischen Modell hängt (weil man es im Fachgeschäft mal angepaßt bekommen hat) bzw. dieses nicht mehr produziert wird (passiert ja selbst bei den traditionellsten aller Hersteller) oder man einfach rausgewachsen ist, dann kann man die Markenbindung eigentlich auch vergessen, oder?

Schon mich als quasi-Profi und ex-Bra-Nerd mit meinen über vier Jahren Bra Fitting-Meditationen nervt die Tatsache, daß ich nicht nur auf Schnittkompatibilität sondern auch  noch ganz banal auf “Größeninterpretation” achten muß, wenn ich einen BH anpassen will. Für jemanden, der eigentlich gar keine Lust hat, auf mehr zu achten als auf Farbe oder Schnittführung (also auszusuchen ob man einen T-Shirt-BH oder sexy Lingerie haben möchte), stellt die Problematik eine beinahe unüberwindbare Hürde zum “BH-Glück” dar.

Letzten Endes wirkt die Größenverwirrung beinahe wie eine absichtliche Strategie, Frauen in einem Zustand von Unmündigkeit zu halten, in dem sie völlig von der Kompetenz einer Fachverkäuferin abhängig sind. (Ähm ja, Verschwörungstheorie…)

Für mich ist jedenfalls die logische Konsequenz, mich mit EU-Marken gar nicht weiter zu befassen, sondern mich einfach an die (deswegen auch in der Online-Bra Fitting Szene so beliebten) UK-Marken zu halten…

Wie haltet ihr's so mit den Größen? Seid ihr marken-treu? Kauft ihr immer das Modell, von dem ihr wißt, daß es paßt?  Oder seid ihr experimenteller?


Sonntag, 18. August 2013

D/E: Eigentlich finde ich Lingerie gar nicht so toll/ Perhaps I am just not that into lingerie

In den letzten Wochen ging es in der amerikanischen Brafitting & Lingerie Blogosphere viel um Curve NY und Lingerie Fashion Week bei der die neuen Kollektionen für die nächste Frühjahrs- und Sommerkollektionen vorgestellt werden. Für einen exzellenten Überblick über die Neuerscheinungen im DD+ Bereich empfehle ich die Berichte der wunderbaren Cecily von Miss Underpinnings. Zwar gibt es bei uns auch hin und wieder neue Kollektionen zu bestaunen, aber ist das doch eher selten. Natürlich hat das auch etwas damit zu tun, dass die größten Messen zum Thema außerhalb von Deutschland stattfinden und das ich mich auch nicht hauptberuflich mit dem Thema beschäftige, aber eigentlich ist es so, dass es mich schlicht einfach nicht so interessiert. Das hat viel mit meinen Prioritäten zu tun, wenn es um das Thema Unterwäsche geht. 
Ich begann mich eingehender mit Unterwäsche zu beschäftigen, da ich auf der Suche nach BHs bin, die passen und nicht weil ich sie so ansprechend finde. Meine Geschichte ist die Typische: Bänder rutschten, ich trug oft eine ganze Bäckerei mit mir herum und Rückenschmerzen hatte ich auch. Ich war so glücklich als ich die Busenfreundinnen fand und dort erste Empfehlungen bekam und nach meinem ersten richtigen Fitting bei Bravissimo hätte ich gut und gerne ein Tänzchen in Covent Garden aufführen können. Endlich verrutschte nichts mehr, ich hatte zwei runde Brüste unter der Kleidung statt vier und Sport war wieder schmerzlos möglich. Ob ich den BH vom Design her ansprechend finde, war mir damals ziemlich schnuppe. 
Für mich ist eine gute Passform fast gleichbedeutend mit Komfort, ein weiteres wichtiges Kriterium. Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen es als angenehmer empfinden, gar keinen Bh zu tragen. Wenn das so ist warum nicht (Okay, ich weiß blöde gesellschaftliche Konventionen). Für mich ist das allerdings oft nicht der Fall. Ich habe sehr weiche und hängende Brüste (einen Stift drunter einzuklemmen, ist gar kein Problem) und finde es schon unangenehm ohne BH schnell mal die Treppe rauf und runter zu flitzen. Einen BH dagegen, der sehr gut sitzt, merke ich eigentlich gar nicht und finde es oft bequemer als ohne.
Ein anderes Kriterium ist die Funktion. Ein Sportbh soll meine Brüste beim Sport davor schützen wie Dreijährige in einer Hüpfburg rumzuhüpfen. Ein trägerloser BH soll unter einem Kleid nicht zu sehen sein und meine Brüste unterstützen. Ein Bikini muss auch ein intensiveres Schwimmen überstehen. Das Aussehen ist dabei nebensächlich.
Das soll nicht heißen, dass es mir völlig am Allerwertesten vorbeigeht, wie ein BH aussieht, solange er gut sitzt und seine Funktion erfüllt. Wer diesen Blog schon länger liest, weiß, dass ich eine große Abneigung gegen Xena-Panzer, Beige und spitze-formende BHs habe. Das sind natürlich minimale Anforderungen und inzwischen erwische ich mich dabei auch mal dabei wie ich bei Etsy Korsetts anschmachte oder darüber nachdenke warum Dunkelblau eine derart vernachlässigte Farbe ist wenn es um Lingerie geht. Auch schaue ich mir gerne neue Kollektionen an und würde mir liebend gern einmal ein Teil von 'What Katie Did' und 'Kiss Me Deadly' (die Girdles!) können. Leidenschaftlich bin ich allerdings nicht dabei und so entscheide ich oft ganz emotionslos, dass ein Stück zu wenig Nutzen bringt oder einfach zu teuer für mich ist.
Das führt mich zu zwei anderen Faktoren, die wahrscheinlich eine Rolle dabei spielen, dass mein Interesse nicht zur Leidenschaft wird: das Größenspektrum und das liebe Geld. Viele Unterwäschestücke, die mich besonders ansprechen sind einfach weit außerhalb meines Budgets.
Viele der unabhängigen und kleineren Designer, die innovative Designs, bzw. solche die mich besonders ansprechen, produzieren leider nur für ein sehr eingeschränktes Größenspektrum (75-85 UBBs und B-D Körbchen). Das macht einerseits Sinn da, die meisten Menschen in diesem Größenspektrum kaufen. Andererseits, ist es meiner Meinung nach, auch einfacher. Es ist sicherlich viel schwieriger einen BH für eine 34H zu konstruieren der perfekt passt als für eine 34B. Das soll natürlich nicht heißen, dass es in dem Bereich keine Probleme geben kann (Stichwort Kleine Breitbrust).
Viele Dinge gibt es schlicht in meiner Größe nicht. Viele Menschen die innerhalb dieses engen Größenspektrums fällt, haben das Privileg sich an der Ästhetik des Stückes zu erfreuen OHNE Abstriche bei Passform und Komfort machen zu müssen.
Ich möchte mit diesem Post keinesfalls zum Ausdruck bringen, dass ich Menschen, die ihre Prioritäten anders setzen, kritisiere oder andere Perspektiven nicht willkommen heiße, eine solche findet ihr zum Beispiel hier. Aber ich bin eben jemand dem Brafitting mehr am Herzen liegt als Lingerie.

Also wie seht ihr das?

MiaRose bloggt seit Ende 2011 auf Drüber&Drunter. Neben Brafitting schlägt ihr Herz für sinnvolle/lose Diskussionen, gutes Essen, Jugendliteratur und allerlei anderes popkulturelles Gedöns. Ihre aktuellen Maße sind (94) 97 (96)-73-101. Ihren Vorstellungspost findet ihr hier: Me, myself and I.

Montag, 12. August 2013

Ist passende Unterwäsche eine Luxusfrage?

Als ich vor ca. fünf Jahren entdeckte, daß das Unterwäsche-Angebot in Großbritannien deutlich besser ist als hier, war ich nicht nur von der Auswahl begeistert sondern auch von den Preisen. Für um die 20£ bekam man schon einen BH im Sale, manchmal sogar für weniger. (Meine ersten BHs lagen mit 36FF/G noch deutlich mehr im Mainstream als meine momentane 32J)

Geht man in Deutschland in einen Unterwäscheladen liegt der Preis für einen BH locker bei 60€ und darüber. Als Grundausstattung für eine neu gefittete Frau würde ich minimal kalkulieren:

Drei gut sitzende Alltags-BHs, wenn möglich unterschiedliche Modelle, um eine bessere Bequemlichkeit zu gewährleisten (wie Schuhe sollte man BHs zwischendurch mal wechseln, damit die Belastung nicht immer an der gleichen Stelle ist. Außerdem muß man sie ja auch mal waschen…), pro Stück zwischen 50 und 70€ = 150 - 210€, ein Sport-BH à 50-60€ und ein Badeanzug/Bikini für ca. 80€
Das macht zusammen zwischen 280€ und 350€. Ein stolzer Preis für eine absolute Minimalausstattung finde ich. 

Eine Überschlagsrechnung von britischen Preisen läßt mich bei Standard-BHs à 30£, einem Sport-BH für 35£ und einem Bikini für 60£ nur auf einen Minimalpreis von 215€ kommen. Das ist immer noch saftig, aber immerhin mehr als 60€ weniger als der ‘deutsche’ Preis.

Warum ich hier so rumrechne? Weil ich finde, daß passende Unterwäsche keine Luxusfrage sein sollte. Klar sind das Summen, die viele Frauen zu zahlen bereit sind, die viele Frauen vielleicht auch einfach so für was anderes ausgeben würden. Es gibt aber genug sozial schwache Familien oder auch Einzelpersonen, die sich das so einfach nicht leisten können. Und ich meine damit nicht unbedingt die üblicherweise als Paradebeispiele genannten Studentinnen. Vergleichsweise zu Schülerinnen, Azubis, alleinerziehenden Müttern mit geringem Einkommen, überhaupt Familien aus prekären Verhältnissen und natürlich ALGII-Empfängerinnen sind Studis finanziell meist ganz gut gestellt. (Sonst könnten sie sich, so traurig das ist, das Studieren auch einfach nicht leisten.)

Die weit verbreitete Idee ist, daß man BHs für nen Zehner vom Grabbeltisch kaufen kann und 25, 30€ sind schon das Maximale der Gefühle. Alles darüber sind ‘sündhaft teure Dessous’, die selbstverständlich ein ‘Hauch von Nichts’ zu sein haben. Sowas schmachtet man in Hochglanz-Frauenzeitschriften ebenso an wie Taschen von Chanel oder ein Kleid von Prada. 

Mit der Realität hat das wenig zu tun – die Wäsche vom Kaffeeröster, Versandhaus oder der Textilkette des Vertrauens ist zwar günstig, aber die Größenauswahl ist klein, die Passform oft nur so lala und häufig ist auch die Qualität nicht besonders gut. (Im letzten Jahr habe ich ganz schön viele Unterbrustbänder gesehen, die eher die Konsistenz von Kaugummi hatten als die eines stützenden Kleidungsstücks.)

Für Frauen, die ‘exotischere’ Größen brauchen und das ist typischerweise schon recht schnell der Fall, denn meist gibt es ja nur 75-85ABCD, sind die niedrigpreisigen Stücke gar keine Option. Entsprechend ist auch die Idee, bei BHs könnte es sich um einen Luxusartikel handeln, der unter Mode oder Körperschmuck läuft, ausgesprochen lächerlich.

BHs sind in erster Linie Funktionskleidungsstücke und zwar derart daß man sie vielleicht am ehesten noch mit Schuhen vergleichen kann. Und schon dieser Vergleich hinkt, weil zwar Füsse auch sehr unterschiedlich geformt sind und oftmals billige Schuhe nicht ausreichend Support geben, aber im Vergleich zu der Vielzahl von BH-Größen, die man für ein vernünftiges Fitting braucht, wäre auch eine Schuhsortiment in fünf Weiten pro Größe zahlenmäßig noch nicht vergleichbar…

Na, ich schweife ab. Worauf ich hinaus wollte ich die Problematik, daß passende, qualitativ hochwertige BHs de facto ein Luxusprodukt sind und diese Fehlinterpretation was ‘Dessous’ in der Regel sein sollen durch eine gesellschaftliche Reduktion von Frauen auf Modepüppchen, deren Lebenszweck es ist sich für Männer aufzuhübschen, auch immer noch reproduziert wird. 

Ein BH soll ganz profan die Brust stützen, Bewegungsfreiheit ermöglichen und Rücken und Schultern entlasten. Das heißt nicht, daß man nicht auch viel Geld für einen Hauch von Nichts bezahlen kann oder soll. Wer Lust auf ‘schöne Wäsche’ hat und es sich leisten kann, kann sich ja welche kaufen, so wie man auch Sneaker oder High Heels oder sonstwas sammelt. 

Der springende Punkt wäre aber IMO eine Anerkennung der Problematik von passender Wäsche und niedrigem Einkommen, also bspw. die Einrichtung eines staatlichen Topfs aus dem man einen Zuschuß beantragen kann, überhaupt ein stärkeres Bewußtsein für die Funktionalität von Unterwäsche und eine bessere Berücksichtigung des objektiv vorhandenen Bedarfs.

Je länger ich mir angucke, wie viele Frauen sich mit schlecht sitzender Unterwäsche herumquälen und statt dem Markt, unqualifizierten Verkäuferinnen, eine misogynen Stimmung in der Gesellschaft usw. die Schuld daran zu geben, diese ständig nur bei sich selber und in der Fehlerhaftigkeit ihres eigenen Körpers suchen, desto wütender werde ich. 

Die Sache mit der falschen BH-Größe stellt sich so als ein wirklich grundlegendes feministisches Alltragsproblem dar, in dem sich widerspiegelt wie marginalisiert die Bedürfnisse von Frauen in unserer Gesellschaft doch eigentlich sind und wie stark sich die Wahrnehmung von Frauenkörpern auf Attraktivität und Schönheitsidealen fokussiert. 

So, Rant Ende.

(Sorry, ist mal wieder ein wenig unausgegoren, die ganze Sache, ich hab das jetzt einfach so runtergetippt…)

Yoda Hulk-Meme zur Untermalung meiner Stimmung...

Sonntag, 4. August 2013

Wo bekomme ich 110D? BHs für dicke Frauen.

In letzter Zeit wurde ich häufiger mit der Frage nach großen Unterbrustbändern konfrontiert, also sagen wir mal so ab ca. Bandweite 90 bis hoch auf 110, 120, verbunden mit einer generellen Klage darüber, daß man diese Größen nirgends bekäme.

Nun hatte ich natürlich theoretisch auf dem Schirm, daß das Angebot über 90 oftmals miserabel ist. Nicht umsonst kann man die drei großen Probleme des deutschen Dessous-Markts zusammenfassen mit: Es gibt keine kleinen Unterbrustbänder, keine großen Unterbrustbänder und keine großen Körbchen. Besonders schlecht zu bekommen sind – wie man sich vorstellen kann - die Kombinationen der ‘exotischen’ Unterbrustbänder mit den großen Körbchen. Also, theoretisch ist das klar, aber so konkret scheint die Gruppe der großen UBBs eher wenig ‘Lobbyistinnen’ zu haben und fällt immer etwas ‘hinten runter’. 

Zu einem ganz großen Teil liegt das, man kann es nicht anders sagen, am ‘Fat Shaming’: wer in die ‘normalen’ Größen nicht reinpaßt und ‘Übergrößen’ braucht (echt, wie ich das Wort hasse!), der ist doch irgendwie auch selber schuld. (Das ist selbstverständlich ironisch gemeint) Und das läßt man die betroffenen Frauen ggf. auch deutlich spüren.

Der Besuch eines Dessousgeschäfts ist daher häufig nicht nur vergeblich sondern auch frustrierend: Nicht nur orientieren sich die meisten klassischen Fachgeschäfte am Größen-Mainstream, auch bekannt als des Kaffeerösters Wilde 13, sie reagieren auch nicht selten mit – sagen wir mal euphemistisch – Unverständnis, wenn sie mit in ihren Augen außergewöhnlichen Wünschen bzw. ‘Nicht-Norm-Körpern’ konfrontiert werden. Kaum eine Kundin muß sich so oft anhören “Das geht eben nicht besser.” oder “Haben wir nicht.” oder noch schlimmer “Gibt es nicht.” Die Message ist ganz klar: du mußt dich ändern um in die BHs zu passen, nicht umgekehrt, der BH muß zum Körper passen.

Nun finde ich, sollte die allererste Regel des Bra Fitting sein, eine Frau erst mal so zu nehmen wie sie ist. Keiner Verkäuferin steht es zu, ein Urteil über einen Körper oder Lebensentwurf zu treffen. Darum geht es doch wirklich nicht! Im Gegenteil, die Aufgabenstellung ist, eine individuelle Lösung zu finden, sonst könnte die Frau doch gleich in ein Kaufhaus gehen oder online bestellen und nicht ein sogenanntes FACHgeschäft besuchen.

Und genau diese Konsequenz ziehen auch viele, vielleicht die meisten (dicken) Frauen aus ihren Erfahrungen mit dem Wäschebusiness: Wer ein Unterbrustband über 90 braucht, dem bleibt häufig wenig anderes übrig als im einschlägigen Versandhandel (z.B. Otto) bzw. bei den ‘Plus Size’-Shops im Internet zu bestellen, namentlich Ulla Popken, Sheego, Simply Be oder Evans.
Das ist auf subjektiver Ebene verständlich, ändert aber nichts an der Marginalisierung der “dicken Minderheit” auf dem Markt der “Normalgrößen” und führt in den meisten Fällen dazu, daß Frauen eine völlig falsche Größe tragen.
Dicke Frauen glauben genauso wie alle anderen auch, daß sie viel größere Unterbrustbänder und kleinere Körbchen brauchen als tatsächlich der Fall ist. Erst kürzlich habe ich eine Dame von 110B auf 95F gefittet, d.h. drei Unterbrustbandgrößen größer und zwei Körbchen größer. (100B entspricht 105C, 100D und 95DD – zumindest bei britischen Marken. Da kommt erst DD, dann E und dann F. Daher ist ein F zwei Cups größer. Vgl. auch Beitrag Die Sache mit den Kreuzgrößen…)  

Solche Vorher-Nachher-Verschiebungen sind übrigens ziemlich häufig, man könnte sogar sagen die Regel.

Woran liegt das? 

Zum einen an einem falschen Verständnis des Verhältnis zwischen Unterbrustumfang und Bandgröße – es wird immer noch behauptet, aus dem Wert den man per Maßband ermittelt wenn man den Brustkorbumfang unter der Brust mißt, könnte man direkt die passende Unterbrustbandgröße ermitteln. D.h. 110 cm gemessen heißt man braucht ein 110er Unterbrustband. Nun ist es aber so, daß sich ein BH-Band ganz ordentlich dehnt, so daß ein 110er für einen Umfang von 110cm auf jeden Fall zu weit ist. (Weitere Infos dazu gibt es im verlinkten Beitrag.)

Zum anderen kaufen viele Frauen ihre BHs nach subjektivem Brustgrößenempfinden: eine A ist klein, eine B schon so mittel, eine C eher groß und ab D wird es dann richtig groß. In der Welt des Bra Fitting ist dann u.U. eine F das neue B-Körbchen; einfach deswegen, weil man ein paar Unterbrustbandgrößen weniger wählt (vgl. die Sache mit den Kreuzgrößen) und die Brust doch etwas größer ist als gefühlt. Vier Körbchengrößen sind nämlich für die reale Vielfalt von Brüsten einfach nicht ausreichend und sogar das als riesig verschrieene DD ist eigentlich noch relativ klein.

So, was heißt das nun für die praktische Frage nach der richtigen BH-Größe?
Am besten geht man mal die üblichen Kritierien für einen passenden BH durch und schaut, wie gut die eigenen BHs sitzen:
- Das Unterbrustband sollte fest und stabil sitzen und nicht nach oben hoch rutschen. (Durch Rückenschokoladenröllchen ist eine Parallele zum Boden häufig nicht zu erreichen, aber ob es fest ist, merkt ihr ja auch so.)
- Wenn es sich um ein bügelloses Modell handelt, sollten die Seitenstäbchen hinter der Brust liegen – so wie ein Bügel auch, und das Unterbrustband sollte unter der Brust durchführen. D.h. wenn man oben am Träger zieht sollte unten keine Brust rausgucken!
- Die Träger sollten nicht rutschen aber auch nicht das ganze Brustgewicht tragen! Der Löwenanteil des Halts muß immer vom Unterbrustband kommen!
- Die Bügel sollten um die Brust herumlaufen und nicht auf der Brust aufliegen, das heißt: Auf ausreichend breite Bügel achten! Der Bügel muß außen/unter dem Arm hinter dem Brustgewebe liegen. Zu schmale Bügel werden von evtl. vorhandenem Seitenspeck zur Seite weggedrückt was zu dem häufigen Problem der pieksende Bügel führt.
- Der Bügel muß unter der Brust in der Brustfalte liegen und nicht weiter oben auf der Brust. (Siehe auch oben: Wenn man am Träger zieht und die Brust unten rausguckt, ist der BH nicht richtig angezogen und/oder im Cup zu klein.) Wenn der Bügel nicht unter der Brust in der Brustfalte ‘einrastet’ dann liegt weiterhin Haut auf Haut, was zu erhöhtem Schwitzen, Pickelchen und im schlimmsten Fall Entzündungen führen kann. Außerdem drücken die Bügel so häufig auf den Magen/Bauch, weil der BH nach vorne runterrutscht.
- Der Steg (BH-Mittelteil) sollte zwischen den Brüsten aufliegen und sie voneinander trennen.
Und ja, mit einem gut sitzenden BH lassen sich alle diese Punkte erreichen!
Wie aber kommt man nun an dieses Traumwäschestück?

Am besten und einfachsten wäre natürlich eine gute Beratung in einem Wäschefachgeschäft. (vgl. Kleiner Leitfaden für den Besuch im Fachgeschäft) Hier kann es Sinn machen, sich bei den Herstellern zu erkundigen, wo ihre Produkte angeboten werden. (Z.B. Elomi Store Locator oder Ulla Händlersuche; Elomi hat eine sehr gute Passform und liegt preislich etwa bei der Hälfte eines Ulla-BHs, weswegen ich die Marke wirklich wärmstens empfehlen kann. Panache hat kürzlich auch eine neue Untermarke speziell für große Unterbrustbänder auf den Markt gebracht – Sculptresse.)

Eine weitere Möglichkeit ist natürlich das gute alte Online-Shoppen. Dazu würde ich dringend eine Beratung bei den Busenfreundinnen ans Herz legen. Anhand von fünf Messwerten wird dort eine Ausgangsgröße ermittelt und die Suche nach dem passenden BH weiter mit Tips und Ratschlägen begleitet.

Bei den Busenfreundinnen gibt es auch Berichte zu diversen Läden und selbstständigen Bra Fitterinnen in Hannover, Magdeburg und Berlin, sowie die Option eines der regelmäßig stattfindenden Treffen zu besuchen und dort Direkthilfe zu bekommen.

Vielleicht als Abschluß zu meinem Rundumschlag (sorry, war vielleicht ein bißchen viel auf einmal) noch ganz kurz ein Wort zu der häufigen Frage nach BHs die die Brust vergrößern oder pushen. Oft ist schon ein richtig passender BH ein ordentlicher “Booster”. Wem das aber nicht reicht, könnte mal Halbschalen (Halfcups) von Evans ausprobieren.

So, das war’s erst mal von meiner Seite.
Wie immer freue ich mich über Kommentare, Anregungen, Tips und Fragen zum Thema…

Elomi Jocelyn, Herbst/Winterkollektion 2013