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Samstag, 18. Juni 2016

Der Fortschritt und die deutschen Medien


Erst mal sorry für meinen wirren Rant gestern Nacht.

Da kamen gleich zwei Sachen zusammen, die mich auf die Palme bringen. Erst mal die Debatte um die Reform des §177 StGB und generell die Art und Weise wie unsere Gesellschaft das Thema sexuelle Gewalt verhandelt. Stichwort Rape Culture.

Aber Leute, die sich als Intellektuelle ausgeben (und scheinbar von den bürgerlichen Medien als solche anerkannt werden), um dann mit ihrem prätentiösen Geschwafel den reaktionärsten Scheiß zu legitimieren, gehen mir besonders gegen den Strich.  

via teecraze.com
via teecraze.com
Leider ist das paradigmatisch für Philosophie in Deutschland. Die Progressiveren beschäftigen sich mit der andauernden Erforschung von klassischer Philosophie; damit halten sie wenigstens die Denktradition einigermaßen am Leben. Und die Anderen erfinden ständig das Rat neu. Es ist ein wenig als würde man Kindern beim Spielen mit Bauklötzchen zusehen. Alles ist neu und aufregend. “Schau mal, ich hab ein Haus gebaut.” Oh wow, toll, das hast du aber fein gemacht.

Lustige Beispiele, die mir während der Studienzeit begegnet sind, waren z.B. jemand der eine Dissertation dazu verfassen wollte, dass Menschen doch ihrem Wesen nach gut seien. (Gut, böse, Wesen, was sind denn das für Kategorien?) Die Frage einer promovierten Philosophin, ob nicht Dinge vielleicht nur einfach für sich selber stehen könnten, ohne auf etwas zu verweisen. (Jaja, es ist schwierig, eine Reflektionsbeziehung zu verstehen; hält einen aber nicht ab,  auch gelegentlich mal Hegels Namen fallen zu lassen.) Und mein liebstes Beispiel war jemand der die Aufmerksamkeit von Akademia erlangte, weil er bei einer Frage der Erkenntnistheorie (angenommen wir haben einen Gegend in der alle Scheunen durch Attrappen ersetzt würde, könnten wir dann noch davon ausgehen zu wissen was eine Scheune ist?) damit beantwortete, man könne ja ggf. einfach den Bezugskreis vergrößern. Damit kann man scheinbar ernsthaft in der Philosophie zu Ruhm und Ehren gelangen.

Es ist nicht umsonst so, dass eigentlich alle interessanten Fragen heutzutage eher in den theoretischen Zweigen der Einzelwissenschaften verhandelt werden. Philosophie ist zur reinen Formübung verkommen und wer es nicht schafft, sich einen Gegenstand zu suchen, der erzählt mit dem prätentiösen Habitus des ewigen Kindes, das sich über die Welt wundert, einfach nur abstrakten Unsinn.

Leider ist die ganze deutsche Kulturlandschaft von solchen Figuren geprägt. 

Besonders witzig ist dann, wenn solche Leute auch noch wilde antiamerikanische Plattitüden von sich geben, siehe meinen gestrigen Rant. Denn wenn man sich die us-amerikanische Debatten ansieht, dann wird man feststellen, dass ein guter Teil davon auf beeindruckendem Niveau stattfindet. 

Überhaupt, sobald man den deutschen Sprachraum verlässt und sich in internationale Gewässer begibt, ändert sich rapide die Gesprächskultur. Auch da gibt es natürlich Apologet_innen des Status Quo, oder sogar solche, die gerne das Rad der Zeit ein paar Jahrzehnte zurückdrehen würden, aber  eben auch Vertreter_innen einer liberalen Avantgarde, von der man hierzulande nur träumen kann. Leider gibt es davon fast gar keinen Rücklauf in die deutschsprachigen Medien und/oder das Internet. 

Die Sachen, die man hier noch ‘bringen’ kann, ohne dass sie flächendeckend für Empörung sorgen, sind einfach unglaublich. Gestern Nacht, nach meinem Aufreger über 3Sat, habe ich mich unvorsichtigerweise noch auf Twitter begeben und fand einen Beitrag von Ninia LaGrande, in dem es darum ging, wie unglaublich beleidigend ein Nachruf auf den Alf-Darsteller Michu Meszaros ist, der auf der Website der Süddeutschen Zeitung erschienen ist: Vice Mag: #Kein Zwerg. Warum die Diskriminierung von Kleinwüchsigen immer noch kein Ding aus dem letzten Jahrhundert ist  

Wenn man sich da ansieht, was da nicht nur von dem Journalisten Martin Zips an Hämmern rausgehauen wurde, sondern auch noch von der Redaktion abgesegnet worden ist, fehlen einem die Worte. Der ‘Artikel’ ist natürlich immer noch online. Was man eigentlich erwarten würde, wäre eine Entschuldigung der SZ. Oder nicht? (Edit: Hat sie dann tatsachlich über Facebook am 18.6. gemacht)

Es geht einfach nicht, dass hier jede Debatte nur von denen ausgefochten werden muss, die von Diskriminierung betroffen sind, während alle anderen sich in ihrer Ignoranz suhlen. Vor allem die sog. Intellektuellen. 

Was vermutlich die meisten von Nicht-Einverstandenen vereint, ist ein Gefühl der Hilflosigkeit angesichts der omnipräsenten Rückwärtsgewandtheit. Ich versuche schon keine Zeitung mehr zu lesen, weil ich es echt nicht aushalte. Schon gar keine deutschsprachige. Ich hab mich schön in den Tiefen von tumblr verbuddelt und halte mir sonst die Ohren zu.

Und, wie geht ihr mit der Sache um?

PS: Irgendwann schreibe ich auch mal wieder was über BHs, versprochen! :)

Hey, ich bin george und schlecht darin, mich kurz zu fassen. Ich tummle mich mit multiplen Persönlichkeiten im Netz, einige kennen mich vielleicht unter meinem Terry Pratchett-Pseudonym. Zu meinen Hobbies gehört Nörgeln, Kaffeetrinken und Prokrastinieren. Mehr Persönliches gibt es im Jahresrückblick 2013 und auf meiner Vorstellungsseite. [x]

1 comment

25. Januar 2019 um 23:13

Man sollte nicht viel von dem glauben, was einem in den Medien präsentiert wird. Dort werden auf Knopfdruck Helden geschaffen und Trends diktiert, die heile Welt ist das ganz sicher nicht. Ein sehr interessanter Artikel, LG Katrin

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