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Mittwoch, 28. September 2011

Wonderwoman oder: Wie viel Perfektion brauche ich wirklich?

Es ist Montagnachmittag, ein langes Lernwochenende liegt hinter mir, eine neue Lernwoche vor mir. Zunächst aber ein langersehnter Abend mit meinem Freund. Ich bin schon ganz aufgeregt. Eine Woche haben wir uns nicht gesehen, gerade müssen in meinem hübschen Köpfchen Formeln und Zeichen schwirren. So ein schöner Abend zwischendurch bringt mich dann doch ein wenig aus dem Konzept. Ich gehöre leider nicht zu denjenigen, die es aus dem Arm des Liebsten direkt an die harte hölzerne Realität des Schreibtischs schaffen. Irgendwie brauche ich immer so meine Nachbereitung, erstmal wieder aufs Alleinsein einstellen, das Vergangene noch einmal passieren lassen.

Pink Perfection Flower, fotographiert von Angie


Meistens zelebriere ich jedoch nicht nur ein Nachspiel - es bedarf auch einer gewissen Vorbereitung. Manche Dinge müssen einfach gemacht sein: Die Dusche ist Standard, ebenso Haare und Make Up, die passende Kleiderwahl dauert manchmal etwas. Ich will mich schließlich wohlfühlen an so einem Abend und das geht natürlich nur, wenn ich weiß, dass ich adrett und schmeichelhaft angezogen bin. Und nicht nur ich fühle mich wohler, sondern auch mein Freund. Er weiß dann, dass es für mich etwas besonderes ist, mit ihm den Abend zu verbringen, dass ich mich für ihn herausputzen mag.

Einige Stunden später. Ich bin mitten in der letzten Lerneinheit des Tages. Ich gehe in die Küche, hole mir ein Glas Wasser. Die Küchenuhr neigt sich langsam aber stetig gen Dienstag. Auf dem Rückweg ins Zimmer ein kurzer Blick in den Spiegel. Wie war das noch? Hübsches Köpfchen? Davon bin ich gerade mindestens eine Regallänge in der Kosmetikabteilung entfernt. Und die Nägel? Gehen eigentlich auch nicht, auch nicht gerade mal so. Der Urwald könnte auch einmal wieder einen Rasierer vertragen. Aaaaaahhhh! Dabei hatte ich mir alles so schön vorgestellt! Entspannt vom Tag runterkommen und in Düften schwelgen, dann ein kurzer Weg durch die Nacht zu meinem Liebsten. Sollte ich ihn noch länger warten lassen? Ganz absagen und auf morgen vertrösten?

Ich entschließe mich dazu, ihn einfach anzurufen, ihm zu sagen, wie es ist. Den ganzen Abend habe ich mich auf ihn gefreut, jetzt bin ich müde, will einfach nur seine Stimme hören. Als ich ihn frage, wann wir uns denn nun sehen, kommt die Antwort schnell: "Du setzt dich einfach auf dein Fahrrad und kommst her. Du musst dich nicht herausputzen, denn du bist doch immer schön. Und mal abgesehen davon... ich bin auch noch nicht unter die Dusche gekommen."

Der Abend ist wunderbar. Wir beschließen, dass wir einfach auch mal abgekämpft sein dürfen. Dass wir wir sein dürfen, nach einem langen Arbeitstag oder einem Tag voller Prüfungsangst und neuen Inhalten. Dass wir uns nun einfach ineinander fallenlassen dürfen.


Kommentare nach dem Jump.


  • MyOne
    Schön geschrieben ^^ Und den meisten Männern ist es wirklich fast egal, wie wir aussehen.. also meinem auf jeden Fall :)
  • george
    Ich kenn das auch - dieses total KO-Sein nach der Arbeit und einfach nur noch nen Film gucken und währenddessen aneinandergekuschelt einpennen. Längerfristig nicht so der Hit, aber manchmal einfach entspannt.

    Ich muß allerdings gestehen, daß ich jetzt neugierig auf dein Beautyritual geworden bin. Bekommen wir ne Fortsetzung? B)
  • beautyjagd
    Ach schön, genau so soll es sein! Die meisten Männer (die ich kenne) achten sowieso nicht so sehr darauf, ob ich gut geschminkt bin oder die Nägel frisch lackiert sind. Sowas macht man ja auch tatsächlich eher für sich.

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