Heute mal wieder ein bißchen weniger Meinung und ein bißchen mehr Information - und zwar zum Thema Entlastungs-BHs. Als Entlastungs-BHs werden Modelle bezeichnet, die besonders viel Halt und Bequemlichkeit bieten sollen. Sie werden vor allem für große Brüste und/oder große Unterbrustumfänge empfohlen. Häufige Merkmale sind sehr breite Unterbrustbänder, bügellose Softcups, extra-Verstärkungen der Cups und extrem breite Träger.
Bildquelle: Anita, Produktseite Entlastungs-BHs |
Auf einer klitzekleinen, beigefügten Skizze kann man erkennen, wie die Entlastungsfunktion zustande kommen soll.
Laut Beschreibung sollen die eingefügten Bänder (orange) bei dem Modell die Bügel ersetzen. Die Träger sind gepolstert und am Rücken elastisch um die fehlende Verstellmöglichkeit auszugleichen.
Was soll ich sagen? Ein wenig schlucken muß ich bei der Sache doch. Klar, es gibt sicherlich einen Markt für das Produkt. Einige Frauen sind vielleicht mit diesem Modell sehr glücklich. Das will ich nicht absprechen.
Aaaber, Nummer 5319 ist für mich der Inbegriff dessen, wovor ich mich als großbrüstige Frau fürchte.
Aaaber, Nummer 5319 ist für mich der Inbegriff dessen, wovor ich mich als großbrüstige Frau fürchte.
Der hautfarbene Brustpanzer aus dem Sanitätsbedarf hängt seit meiner Jugend über mir wie ein Damoklesschwert. Nichts könnte weiter von meinem Selbstbild entfernt sein - und trotzdem drängt er sich in seiner Funktionalität scheinbar auf. Um ehrlich zu sein, waren Modelle wie dieses der Grund, weshalb ich über Jahre kein Fachgeschäft aufgesucht habe - aus der (wohl eher irrationalen) Angst, eine Verkäuferin stünde plötzlich mit so einem Gerät in der Umkleidekabine. Immerhin, so das Versprechen, sollen die Teile von allen Beeinträchtigungen durch große Brüste befreien. Keine kneifenden Unterbrustbänder mehr, keine drückenden Bügel oder einschneidenden Träger, unter denen sich Muskelstränge zu trotzigen Knoten zusammenballen.
Das vorgeführte Modell wird nun nur im relativ bescheidenen Größenspektrum zwischen Cup A-E und Unterbrustband 80 und 105 angeboten. Ich denke, es richtet sich recht deutlich an ältere Semester.
(Den Begriff Oma-BH haben die Busenfreundinnen aus Gründen von political correctness aus dem Vokabular verbannt und durch die allseits beliebte Bezeichnung (Brust-)Panzer ersetzt. Die Sprachregelung haben wir für den Blog übernommen.)
(Den Begriff Oma-BH haben die Busenfreundinnen aus Gründen von political correctness aus dem Vokabular verbannt und durch die allseits beliebte Bezeichnung (Brust-)Panzer ersetzt. Die Sprachregelung haben wir für den Blog übernommen.)
Es gibt von Anita aber auch andere Modelle, beispielsweise die 5319 recht ähnliche Nummer 5409 (75-115 | A-H), aber auch die eher an herkömmliche BH-Designs angelehnten Nummern 5404 (75-120 | A-H), 5427 (75-120 | B-I) oder 5468 (75-105 | C-G). Der eingeschränkte Größenbereich des letzteren Modells mag damit zu tun haben, daß es sich hier um das einzige Modell mit Bügeln handelt.
Die große Gemeinsamkeit der Modelle besteht in ihren extra-breiten Trägern, die die Last der Brüste auf eine größere Fläche verteilen.
Nun sollte ein gut angepaßter BH aber das Brustgewicht hauptsächlich über das Unterbrustband und die Körbchenkonstruktion aufnehmen. Im besten Fall sorgen die Träger nur dafür, daß die Brust angehoben wird, nicht jedoch für den allgemeinen Halt. D.h. wenn man die Träger über die Schultern streift, sollte der BH einigermaßen dort bleiben wo er hingehört.
Hierzu ist es relevant,
- - daß das Unterbrustband stabil ist und eng genug gewählt wird.
- - daß die Bügel die gesamte Brust umschließen und nirgends auf dem Brustgewebe aufliegen.
- - daß der Steg zwischen den Brüsten auf dem Brustbein sitzt
- - daß die Konstruktion der Körbchen der Brust auch ohne Träger bereits Halt und Form gibt.
Panache Ariza pink, Sommer 2011 (Bildquelle: Panache Superbra) |
In der Beziehung schwöre ich auf den Panache Ariza, der wirklich ganz großartig konstruiert ist. Ich kann ihn beinahe als trägerlosen BH tragen, so stabil ist er. Er wird im Bereich zwischen 30-40 (= 65-90) D-K und in drei Grund- sowie wechselnden Saisonfarben angeboten.
Obwohl der obere Cupteil ab Cup GG nicht mehr (wie auf der Abbildung) transparent sondern doppellagig ist, finde ich ihn optisch gar nicht vergleichbar mit dem Sanitätslook der Anitas.
Die Träger sind bei der Größe 34H (wird, nicht ganz richtig, allgemein übersetzt als 75H) ca 1.3cm breit und schneiden überhaupt nicht ein.
Wie immer ist das eigentlich Ausschlaggebende für den richtigen Sitz die passende Größe - egal für welches Modell man sich entscheidet. Auch ein Entlastungs-BH in der falschen Größe wird seinem Versprechen nicht gerecht werden, sondern vielleicht nur das kleinere Übel zu herkömmlichen BHs darstellen. Wer also Probleme mit einschneidenden Trägern und Verspannungen im Schultern und Nackenbereich hat, sollte unbedingt den Sitz des BHs prüfen! Entlastungs-BHs oder auch die im Handel erhältlichen Trägerpolster aus Silikon sind nicht unbedingt die Lösung.
Wie bereits oben gesagt: Ich will nicht unterstellen, daß Entlastungs-BHs per se sinnlos sind, sondern nur aufzeigen, daß es für viele Frauen noch Alternativen gibt, die ich persönlich weitaus attraktiver finde.
Habt ihr Erfahrungen mit Entlastungs-BHs oder so Trägerpolstern?
Wie sieht euer persönlicher BH-Alptraum aus?
Fragen, Anmerkungen, Feedback, Kritik etc. sind natürlich auch höchst willkommen.
Weitere Informationen:
Der erste BH-Passform-Check - Paßt er nun oder paßt er nicht?
Häufige Passform-Probleme - ein FAQ-Unterforum bei den Busenfreundinnen
4 comments
mein BH-alptraum sind definitiv auch solche BHs! und dabei habe ich nun wirklich keine überdurchschnittlich große brust (30g) :D trotzdem ging es mir wie dir, ich merkte dass ich selbst in 75 d nicht passe und hab mich nicht in ein fachgeschäft getraut.
ich hab dann aber mal einen in 80d probiert, der sehr breite träger hatte und das war dann auch der erste schritt richtung bra-fitting, weil ich dort bemerkte wieviel entlastung allein schon breitere träger bieten können.
Ui, also schön ist wirklich was anderes, der Pinke wiederum ist schick... da bin ich froh, dass ich so etwas (noch) nicht brauche..
Nummer 5319, das war der letzte BH den ich ungefittet gekauft habe (85B), auf Empfehlung in einem "fachGESCHÄFT! Die Träger waren nicht verstellbar aber elastisch und sollten sich perfekt anpassen. Mit etwas Phantasie kann man sich vorstellen, wie bei dieser Konstruktion der BH im Rücken hochwandert und das steife Band unter den Körbchen versucht umzuklappen. Gar nicht schön!!
Und bevor Fragen kommen, der wurde als Erster entsorgt.
Es lebe Ariza!
Puh... ich kann's mir bildlich vorstellen...
Vermutlich kann man es gar nicht unbedingt der Konstruktion von Anita vorwerfen, daß die Dinger so bescheiden sitzen. Meistens soll die Konstruktion ja eher die falsche Größe ausgleichen - und dafür ist eher das Unwissen von Fachverkäuferin und Konsumentin verantwortlich zu machen.
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