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Mittwoch, 7. März 2012

Voll daneben: Agent Provocateur - Soiree "Fleurs du Mal" - Video

Oder: Nachtrag zum Trend "Gewalt gegen Frauen" als gelungenes Werbekonzept...
Heute Nachmittag erreichte mich per Twitter (über @kittylingerista) der Link zu einem Clip, der mein kürzliches Posting zu sexistischer Werbung direkt fürs Lingerie-Thema anschlußfähig macht; es gibt nämlich ein neues Video der "Luxus-Dessous"-Marke Agent Provocateur, das - naja, man kann es eigentlich nicht anders sagen - die Geschichte einer Vergewaltigung erzählt:

In Worten:
Bild eines Aufklebers
Herkunft unbekannt
Schwarzer Bildschirm. Im Hintergrund hört man Grillenzirpen oder ähnliches. Ein Telefon klingelt. Dann Bild. Man sieht die Glasfront eines hellerleuchteten Bungalows, 60er Jahre Stil. Es ist Nacht... und irgendwie einsam. Das Telefon klingelt weiter. Eine attraktive Frau im bodenlangen, weißen Negligee betritt die Szenerie und nimmt den Hörer ab. "Hello?" fragt sie. Zweimal. Die Person am anderen Ende legt auf. Spätestens jetzt ist es creepy. Die Frau guckt irritiert, hängt den Hörer auf und dreht sich um, um zu gehen. Erneut läutet das Telefon. Diesmal hört man Frauengelächter. Die Frau tritt ans Fenster und guckt deutlich besorgt in den Garten hinaus.
Plötzlich klappen zwei Frauen wie Schießbuden-Figuren-Stehaufmännchen vor dem Fenster auf. Dann direkt hinter ihr innerhalb des Hauses. Sie sehen aus wie lebendiggewordene Schaufensterpuppen aus einem Fetisch-Laden: schwarzes Leder-Bondage-Style mit nackten Brüsten. Die Hausbewohnerin ergreift panisch die Flucht, die vor wiederum auftauchenden zwei BDSM-Tussis ein abruptes Ende findet. Sie kreischt.
- Schnitt - Die nächste Einstellung zeigt wie ihr bewußtloser Körper über den Boden geschleift wird. Dazu eine Runde DeathMetal-Gegrunze (Omaha Bitch: Gay Ninja). Die Schaufensterpuppen posen so ein bißchen zombiemäßig rum. Das ist offensichtlich was, Agent Provocateur-Dessous mit einem anstellen. Zwischendurch wird immer noch mal auf die völlig verängstigte Dame des Hauses geschnitten. Die eine Zombiepuppe krabbelt rückwärts... erinnert irgendwie an Coppolas Dracula. Andere benutzen sich gegenseitig als Möbel oder fummeln mechanisch aneinander rum. Sehr erotisch. Für alle, die einen fortgeschrittenen Plastikpuppen-Fetisch haben. Showdown, Opfer versucht zu entkommen, liegt schließlich wieder bewußtlost zwischen den Puppenzombies, die sich - wiederum eine Dracula-Referenz - über sie beugen und irgendwas unbestimmtes mit ihr machen, das a) sexuell ist und b) gegen ihren Willen. Am Ende wird die Protagonistin ebenfalls als Agent-Provocateur-Puppe "wiedergeboren". The End.

Also, wenn das mal keine Anti-Werbung ist, dann weiß ich auch  nicht.

In Bildern:

Die Frage von Kitty dazu lautete:
"Witzig/provokativ oder abstoßend?"
Ist das für euch überhaupt diskutabel?


Ich hoffe, das wird jetzt keine reguläre Reihe hier aufm Blog. Momentan häufen sich die Knaller aber leider auch extrem. *seufz* Während ich hier so saß und vor mich hin tippte, wurde mir auch gleich noch zugetragen, ich solle mal nach Astra Werbung googlen (Ergebnisse Bildersuche | mein 'Favorit': Der Tatsch-Screen)... 
Wenigstens erreichte mich auch noch dieses Bild eines putzigen Dumbo-Tattoos (danke an meinen Liebsten :*), das hat mich dann wieder etwas aufgeheitert.

Comments nach dem Jump.

Comments:

  • Kati
    Warum nicht? Wer Dessous entwirft, die ja offensichtlich an Fetischdessous orientieren - warum soll der die passende Kundschaft ansprechen?
    Mal abgesehen davon, ich bin selbst in der BDSM-Szene aktiv und mir nicht sicher , was ich von Deinen Ausführungen halte. Künstlerisch ist mir persönlich die Geschichte abgegrenzt genug, um klarzustellen, dass dies keine wahre Geschichte ist, und deshalb nicht unter den Safe-Sane-Consensual-Gesichtspunkten dargestellt werden muss. Ich kann mich mit dem Video durchaus identifizieren, mich als Frau regt das an.
    Als Pädagogin bin ich der Meinung, dass es nicht einmal Heranwachsenden schadet, wenn sie sonst in einem geregelten Umfeld aufwachsen. Das Umfeld, die menschlichen Kontakte finde ich wichtiger als dieses Video.
  • george
    Ich kann nicht so richtig nachvollziehen, weshalb du den Clip so direkt in einem BDSM-Setting verortest. Also ja, das ist was du dazu assoziierst, aber es handelt sich ja hier um keinen Film mit pornographischer Ausrichtung (daß man Libido nicht an political-correctness-Kriterien ausrichten kann, ist ja unbestritten), sondern - und das ist imo der Knackpunkt - um einen Werbeclip, der mit provozierenden bis schockierenden Bildern ein Produkt verkaufen möchte. Und zwar letzten Endes an ein Mainstream-Publikum. (Das Video ist bei der GQ verlinkt!)

    Die Darstellung kommt dabei über eine Objektifizierung von Frauen nicht hinaus - die eine Frau ist ein hilfloses Opfer und die anderen sind Unterwäschezombies. Ich sehe in der Erzählung keine erotische, selbstbestimmte und von mir aus dominante Frauenfigur. Eigentlich gibt es gar keinen Akteur, außer vielleicht ein unterstelltes "plastic consciousness" à la Doctor Who, das die Puppen fernsteuert. Und es gibt auch keinen Moment in der Abfolge der Ereignisse, an dem die mißbrauchte Frau sich von der Erotik der Situation überwältigen läßt; statt dessen wird immer wieder ihr angsterfülltes Gesicht eingeblendet.

    Natürlich handelt es sich dabei nicht um eine "wahre Geschichte" - was sollte das auch sein? Aber es ist eben auch nicht die filmische Umsetzung einer als solchen gekennzeichneten Phantasie, sondern höchstens eines Alptraums.

    Nur weil du es jetzt persönlich nicht als Verharmlosung von sexueller Gewalt, sondern als Vergewaltigungsphantasie interpretierst, müssen das ja nicht alle so betrachten, oder? Ich würde sogar behaupten, daß die Wahrscheinlichkeit, daß jemand die Kritierien mitdenkt, die szenebedingt für BDSMler vielleicht selbstverständlich sind, Stichwort safe-sane-consensual, im Bevölkerungsschnitt gesehen verschwindend gering ist.

    Was die Frage einer Prägung von Menschen durch Werbung angeht... natürlich ist dafür nicht *ein* Video verantwortlich zu machen. Es geht dabei um die Omnipräsenz eines Bildes von Frauen als Objekten, die zu problematisieren wäre. Klar kann dessen Effekt durch ein entsprechendes Umfeld gemildert und reflektierbar gemacht oder noch forciert, aber nicht einfach aufgehoben werden.
  • Ich fand das Video jetzt auch nicht so schlimm, zuimdest im Vergleich zu dem PETA/ EON Quatsch. ich glaube es läuft auch nicht im Free TV? Youtube hat es zumindest indiziert (18+).
    Klar, kann man Lust aus der Unterwerfung, Kontrollverlust etc. erfahren. Dafür muss sich keiner rechtfertigen.
    Wenn wir uns aber in die Werbeabteilung reinversetzen, dann haben sie doch wahrscheinlich gedacht, dass sie einen gewissen Markt ansprechen. Agent Provokateur ist für mich kein Anbieter von Fetisch-, bzw. Bondagedessous, sondern hat sich auf das Luxussegment des Marktes eingeschoßen. Also war die intendierte Zielgruppe die BDSM-Gemeinde? Und warum hat man sich entschieden die Frau als (Vergewaltigungs-)opfer darzustellen? Consensual sieht das für mich nicht aus.
  • Kati
    Ich stelle mal in den Raum, das wir uns einfach von verschiedener Werbung gestört werden. Mir fällt andere Werbung negativ auf - was sowohl das Frauen- als auch das Männerbild, welches sie vermitteln, angeht. Werbung für Waschmittel an erster Stelle.

    Dieses Video lässt halt meine Fantasie anspringen, ganz ohne dominante Persönlichkeit (und wenn schon, wäre mir ein Mann lieber - ich befürchte aber, das hätte die Wirkung auf Dich nur verschlimmert). Und das liegt eben daran, dass es nicht consensual ist. Das ist vielleicht so, wie der eine Spinat mag und der andere nicht. Mit dem großen Unterschied, dass der, der den Spinat mag, ihn auch wirklich ist, und nicht nur Geschichten und Videos und Rollenspiele über das Spinatessen konsumiert.
    Inwiefern das andere Menschen so sehen, weiß ich eben nicht. Aber eine mögliche Sichtweise wollte ich einfach mal einwerfen. Verschiedene Blickwinkel können jedenfalls nicht schaden, oder :-)

    Was ich gerade versuche auszudrücken: generell verstehe ich den Grund Deiner Verärgerung, nur kann ich es bei diesem Beispiel nicht nachvollziehen. Es ist für mich eben deutlich so unreal, dass ich mich nicht daran stoßen kann.
    Zusätzlich dazu versuche ich halt meinem Umfeld ein anderes Bild von einer Frau durch Vorleben zu zeigen. Ich bin die, die mit Kindern Bogen schnitzt, auf Bäume klettert, auf Abenteuerreise durch den Wald geht, Computerexpertin im Umfeld ist, Filme dreht, gerne kocht, strickt. (Und für die, die es etwas angeht, ist es genauso normal, wenn ich "im Bett" devot bin.) Weil das für mich ganz normal ist, fällt mir unter Umständen nicht auf, welche Probleme andere Frauen mit Rollenbildern haben. (Ok, ich bin mir ganz sicher, dass es mir nicht auffällt, denn offensichtlich gibt es sie ja doch.)

    Auf die Frage, warum das Video nun so ist, wie es ist, weiß ich auch keine Antwort. Vielleicht wollte jemand künstlerisch tätig sein? Vielleicht ist jemandem aufgefallen, wie katastrophal die Größenauswahl im Fetischbereich ist? *g Vielleicht sollte einfach der Markenname umgesetzt werden?
    Es ist halt da, und jetzt müssen wir damit klarkommen. Und darüber zu schimpfen, wenn man sich darüber aufregt ist auch nicht der schlechteste Weg. Denn so bekommt jeder einen Anstoß, darüber nachzudenken.

Hey, ich bin george und schlecht darin, mich kurz zu fassen. Ich tummle mich mit multiplen Persönlichkeiten im Netz, einige kennen mich vielleicht unter meinem Terry Pratchett-Pseudonym. Zu meinen Hobbies gehört Nörgeln, Kaffeetrinken und Prokrastinieren. Mehr Persönliches gibt es im Jahresrückblick 2013 und auf meiner Vorstellungsseite. [x]

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