So, die Nörgelwoche ist zwar rum, aber kopfmäßig stecke ich immer noch an ein paar Punkten fest...
Echt beeindruckt hat mich die Beliebtheit des Kondom-Postings - wurde sogar bei der Mädchenmannschaft verlinkt. Wow. o.O (Sehr gefreut hab ich mich übrigens auch über das allgemeine Lob der Faserpiratin in ihrem Beitrag Busty Girl Problems. Daanke!)
Echt beeindruckt hat mich die Beliebtheit des Kondom-Postings - wurde sogar bei der Mädchenmannschaft verlinkt. Wow. o.O (Sehr gefreut hab ich mich übrigens auch über das allgemeine Lob der Faserpiratin in ihrem Beitrag Busty Girl Problems. Daanke!)
Vor allem habe ich aber noch recht lange über die Einwände zu meiner Einschätzung des Agent Provocateur-Videos nachgedacht und darüber, wie eine systematische Analyse meiner Probleme damit aussehen könnte. (Weil es doch recht lang geworden ist, gibt es den Text erst nach dem "Jump")
- Post-Jump-Text -
Nachtrag zum Agent Provocateur-Video
Nur ganz kurz vorneweg: Selbstverständlich will ich nicht dieses eine Video als Wurzel allen Übels ausmachen - es gibt viele schlimmere Darstellungen; und wie noch niemand Amok gelaufen ist, nur weil er zu viele Egoshooter gespielt hat, so wird auch das eine Video niemanden zum Hardcore-Sexisten oder Vergewaltiger machen. Allerdings bilden solche Produkte die Spitze eines Sexismus-Eisbergs und eines Klimas, in dem Frauenkörper als verfügbar und objekthaft konstruiert werden.
Bei Frauen kommt das auch so an - wie man an der Sache mit dem Tausch von Intelligenz gegen größere Brüste sehen kann. Da die Aufmerksamkeit, die man von Männern bekommt, häufig an ein sexuelles Interesse gebunden ist, ist offensichtlich für viele die logische Konsequenz, sexier, attraktiver, schöner sein zu wollen.
Ich meine, wie verrückt kann man sein, Intelligenz gegen optische "Verbesserung" eintauschen zu wollen? Umgekehrt würde ich mich noch drauf einlassen (kleinere Brüste, mehr Intelligenz. :D) - aber so? Damit reduzieren sich Frauen doch selbst auf ihre Funktion als Sex-Objekt?!
Neben dem Umstand, daß unter Anerkennung dieser 'Wahrheit' über das Geschlechterverhältnis unglaublich viel Zeit, Geld und Arbeit auf ein möglichst perfektes Aussehen verwendet werden muß, heißt das auch, das man platonische Freundschaften mit (heterosexuellen) Männern recht kategorisch ausschließt (bei der Gelegenheit übrigens eine Empfehlung der Friendzone-Rants von 'Paula') - irgendwie ist das furchtbar anachronistisch und echt traurig, oder?
Assoziiert habe ich übrigens zu der Intelligenz vs. Brüste-Entscheidung einen Charakter aus der britischen TV-Serie Misfits (eine Art Parodie auf Heroes): Kelly ist eine der fünf 'Misfits', die zur Strafe für kleinkriminellen Vergehen Sozialarbeit leisten müssen; durch ein Gewitter bekommen einige Menschen, u.a. die besagen fünf, auf mysteriöse Art und Weise Superkräfte, was zu allen möglichen Verwicklungen führt.
Kelly stammt aus der Unterschicht, ist extrem prollig (Chav-Stereotyp) und tough und - wie ich finde - eine ganz gute Identifikationsfigur. Komplexe, eigenständige, weibliche Charaktere sind ja leider auch heutzutage (fast 17 Jahre nach Xena und 15 Jahre nach Buffy) nicht allzu häufig zu finden.
In der dritten Staffel hat Kelly eine neue Superpower, die einen herrlichen Kontrast zu ihrem sonstigen Auftreten bildet - sie ist, wie sie es selbst so schön sagt "a fookin' Rocket Scientist", also eine Raumfahrt-Ingenieurin... Das will ich auch werden, wenn ich groß bin. ;-)
Ich meine, wie verrückt kann man sein, Intelligenz gegen optische "Verbesserung" eintauschen zu wollen? Umgekehrt würde ich mich noch drauf einlassen (kleinere Brüste, mehr Intelligenz. :D) - aber so? Damit reduzieren sich Frauen doch selbst auf ihre Funktion als Sex-Objekt?!
Neben dem Umstand, daß unter Anerkennung dieser 'Wahrheit' über das Geschlechterverhältnis unglaublich viel Zeit, Geld und Arbeit auf ein möglichst perfektes Aussehen verwendet werden muß, heißt das auch, das man platonische Freundschaften mit (heterosexuellen) Männern recht kategorisch ausschließt (bei der Gelegenheit übrigens eine Empfehlung der Friendzone-Rants von 'Paula') - irgendwie ist das furchtbar anachronistisch und echt traurig, oder?
Gar nicht phallisch gemeint sondern titelbezogen: NASA Magnum Booster Rocket |
Kelly stammt aus der Unterschicht, ist extrem prollig (Chav-Stereotyp) und tough und - wie ich finde - eine ganz gute Identifikationsfigur. Komplexe, eigenständige, weibliche Charaktere sind ja leider auch heutzutage (fast 17 Jahre nach Xena und 15 Jahre nach Buffy) nicht allzu häufig zu finden.
In der dritten Staffel hat Kelly eine neue Superpower, die einen herrlichen Kontrast zu ihrem sonstigen Auftreten bildet - sie ist, wie sie es selbst so schön sagt "a fookin' Rocket Scientist", also eine Raumfahrt-Ingenieurin... Das will ich auch werden, wenn ich groß bin. ;-)
Video-Tribut an Kelly
(Achtung, Staffel 3-Spoiler!)
(Achtung, Staffel 3-Spoiler!)
Habt ihr auch weibliche Identifikations-/
Lieblingsfiguren aus TV-Serien?
Lieblingsfiguren aus TV-Serien?
- Post-Jump-Text -
Nachtrag zum Agent Provocateur-Video
Ich denke auf einer sehr grundlegenden Ebene stört mit die globale Sexualisierung von Frauenkörpern - und zwar in einer Art und Weise, in der Frauen nur noch als Körper, als Objekt der Lust in Erscheinung treten und nicht als Subjekt. Die Kameraeinstellung, die Pose, der Gesichtsausdruck drücken meist irgendwas zwischen zwischen f*ck oder fütter mich aus. (Btw: Becky von Busts4Justice hat kürzlich den leeren Blick der Victoria Secrets-Models bemängelt.)
Wenn man sich kulturelle Produkte (nicht nur Werbung, sondern auch Mainstream-Filme) ansieht, dann stellt man fest, daß Frauen häufig einzig und allein die romantische (Handlungs-)Motivation für den Helden des Filmes darstellen. Man sieht selten Frauen als Akteurinnen, als Handlungsträgerinnen, als irgend*jemand*, der nicht in erster Linie erotisch besetzt ist, sondern individualisiert wird, jemand der im Plot als vollständige Persönlichkeit auftreten darf.
Mit der Verobjektivierung der Frauen entsprechend regelmäßig auch eine Opferrolle einher - nicht nur in fiktiven Zusammenhängen (vgl. dazu bspw. das Feminist Frequency-Video: Tropes vs. Women - The Woman in the Refrigerator), sondern eben auch der Realität. Die Mädchenmannschaft (wie oft hab ich die Website diese Woche verlinkt?!) berichtete neulich von einer Studie dreier Neurologinnen aus Princeton und Stanford, die belegt, daß es durchaus eine Korrelation zwischen der Tendenz einer Objektivierung von Frauen gibt, wenn sie sexualisiert dargestellt werden: From Agents to Objects: Sexist Attitudes and Neural Responses to Sexualized Targets (ca. Von Akteurinnen zu Objekten: Sexistische Einstellungen und neurale Reaktionen auf sexualisierte Darstellung von Frauen | Link zur Studie als PDF | Link zum Beitrag bei der Mädchenmannschaft).
Nun begibt man sich mit solchen naturwissenschaftlichen Abhandlungen auch recht schnell auf glattes Eis - im Endeffekt will man ja auch keine Minirock-Argumente bestätigen. Aber unter Vorbehalt einer vorausgehenden gesellschaftlichen Prägung der Sichtweise, reflektieren solche Studien natürlich die Problematik einer Darstellung, die eben vorwiegend nicht über Aktivität, Individualität, Autonomie usw. funktioniert, in Konsequenz nicht mit der Repräsentation von Männlichkeit vergleichbar ist.
Nun begibt man sich mit solchen naturwissenschaftlichen Abhandlungen auch recht schnell auf glattes Eis - im Endeffekt will man ja auch keine Minirock-Argumente bestätigen. Aber unter Vorbehalt einer vorausgehenden gesellschaftlichen Prägung der Sichtweise, reflektieren solche Studien natürlich die Problematik einer Darstellung, die eben vorwiegend nicht über Aktivität, Individualität, Autonomie usw. funktioniert, in Konsequenz nicht mit der Repräsentation von Männlichkeit vergleichbar ist.
Guckt man sich das Agent Provocateur-Video nun unter diesem Gesichtspunkt der Subjektivität an, dann stellt man schnell fest, daß es hier zwar zweierlei Formen von Objektivierung gibt - auf der einen Seite zum Opfer und auf der anderen zur Schaufensterpuppe - aber keinerlei echte Akteurinnen, im Sinne von Handlungsträgerinnen. Sämtliche Frauen werden einfach ganz klassisch unter dem Aspekt ihres erotisierten Körpers ausgestellt. Und dazu kommt dann noch die sehr deutliche Implikation sexualisierter Gewalt.
Ein Freund schickte mir gestern den Link zu einem Beitrag, in dem erklärt wird, weshalb die Advertising Standards Authority (offensichtlich sowas wie unser "Werberat") den Vorwurf - den ich teile - , das Video sei "verstörend und misogyn" zurückweist. Die Begründung lautet daß zwar "einige Zuschauer einige der Szenen geschmacklos finden könnten", aber "die höchst stilisierte Natur und der klar fiktionale Gehalt des Videos sprächen dafür, daß es unwahrscheinlich sei, daß der Großteil der Zuschauer es auf eine Art interpretierten, wie es die Beschwerde nahelege". Entsprechend seien Clips dieser Art "nicht erniedrigend für Frauen und es unwahrscheinlich, daß sie ernsthaft oder verbreitet als beleidigend aufgefaßt würden."
Agent Provocateur beteuert derweil, daß das Video schließlich keinerlei (sic!) Gewalt gutheiße. (Zitat: 'Stressing that the clip "did not condone violence in any form"...') Äh ja...
In eine ähnliche Richtung gingen die Einwände per Kommentar (zu meinem Ursprungsposting) von Kati , daß das Video ja eigenen Neigungen korrespondieren könne und damit subjektiv unproblematisch sei. Wenn man also (wie ich) davon ausgeht, daß sexuelle Vorlieben nichts sind, auf das man rationalen Zugriff hat und sich daher einer "moralischen" Bewertung entzieht, verändert das was an meiner Einschätzung des gezeigten Inhalts?
Ich würde sagen nein, und zwar mit folgender Begründung.
Klar, gibt es Menschen mit Vergewaltigungsphantasien, die die Darstellung von nichtkonsensualem Sex in einem fiktivem Produkt (eigene Vorstellung, Geschichte, Film, whatever) anturnt. Das ist sogar recht verbreitet. Im besten Fall kann man sich aber gezielt aussuchen, ein solches, pornographisches Produkt zu konsumieren, indem man nach Stichworten sucht, Triggerwarnungen und Disclaimer liest etc. pp.
(Ich finde es übrigens auch ziemlich problematisch, daß viele Mainstreamfilme sexuellen Mißbrauch zeigen, ohne darauf irgendwo gesondert hinzuweisen und ich kenne viele Frauen, die damit ein wirklich riesiges Problem haben.)
Es gibt auch Menschen in der BDSM-Szene (zu der sich die Kommentatorin zurechnet), die auf einer konsensualen Ebene solche Phantasien ausagieren. In einer solchen Situation kann dann auch ein Nein als Ja definiert werden (und ein Nein z.B. als Regenschirm) - das ändert aber nichts an der sonstigen Allgemeingültigkeit von Nein. Gerade im Kontext von BDSM gibt es, aufgrund der spezifischen Wünsche, ein erhöhtes Bewußtsein für Kommunikation und Einvernehmlichkeit.
Im Fall Vergewaltigung fallen Realität und Phantasie so weit auseinander wie nur irgend möglich! Das eine hat mit dem anderen nichts, wirklich nichts gemeinsam! Sexuelle Übergriffe sind eben nicht ausschließlich eine erotische Vorstellung, sondern für viele Frauen (und auch einige Männer) realer und traumatischer Teil ihrer Erfahrungswelt.
Und da sind wir genau an dem Punkt, an dem ich eine Darstellung, wie sie Agent Provocateur gewählt hat, einfach schwierig finde: das Video ist eben nicht primär auf Lustgewinn gerichtet, also pornographisch, und natürlich richtet es sich nicht heimlich an Lesben mit SM-Hintergrund. Es soll als Werbeclip für ein Mainstreampublikum funktionieren, also für ganz normale Frauen und Männer, die vorwiegend Vanilla-Sex praktizieren. Die Version, die mir zugezwischert wurde, war im Youtube-Channel des Männermagazins GQ gepostet (und wird dort eifrig kommentiert - mit sowas wie "I was scared stiff... so to speak :-)" oder "and now... LICK IT"). In diesem Kontext eröffnet sich ein Bild von Erotik via Wäsche, das ich als geprägt von Gewalt gegen und Objektivierung von Frauen empfinde.
Um noch ganz kurz auf den Einwand einzugehen, wie es wäre, wenn man die Sado-Maso-Zombies durch einen (Hetero-)Mann (oder mehrere) ersetzen würde - ob es das noch schlimmer machte.
Ich denke, daß das in dem narrativen Stil gar nicht funktionieren würde. Dazu sind die Unterwäschemodels zu deutlich ferngesteuert. Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, wie das Video noch funktionieren würde, wäre wenn das Slasher-Film-Moment aufgegeben und die Opferrolle männlich besetzt würde. Tatsächlich würde das die Hierarchie soweit umdrehen, daß das Video vielleicht einigermaßen erträglich wäre.
So... ich glaub das war's jetzt... Demnächst wieder was zum Thema Bra Fitting. ;-)
Nachtrag: So macht man das mit dem Plastik...
Comments:
- tongueincheck
- george
- MiaRose
- george
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