Die meisten Quellen im Internet vermitteln, daß es eigentlich ganz einfach sein müßte: Man mißt seinen Unterbrustumfang (also den Umfang des Brustkorbs unter der Brust) und seinen Brustumfang an der weitesten Stelle und schon kann man sich aus einer Tabelle die passende Größe heraussuchen.
1. Schritt: Die Wahl des Unterbrustbandes
Die Unterbrustweite von BHs verändert sich in 5cm-Schritten, das heißt wenn man zwischen 73 und 77cm gemessen hat, sollte man laut Tabelle zu einem 75er Unterbrustband greifen, wenn man zwischen 78 und 82 mißt zu einer 80er Weite, ab 83cm zu einer 85er usw.
Es wäre nun naheliegend anzunehmen, daß für die Feinabstimmung innerhalb einer Größe die drei Häkchenreihen zuständig sind, die BHs normalerweise haben. Wenn ich 78cm unter der Brust messe, nehme ich das innerste Häkchen, wenn ich 80cm messe, das mittlere und bei 82cm das äußerste.
Das würde aber unterstellen, daß ein BH sich nullkommanull ausdehnt und ungefähr so flexibel ist wie eine Ritterrüstung.
Das mag zu Zeiten von traditioneller Korsettmacherei so gewesen sein, spätestens aber seit der flächendeckenden Einführung von elastischen Kunstfasern ist ein BH ein Kleidungsstück, das sich dem Körper anpaßt und gleichermaßen funktionell wie bequem sein sollte. Für den Tragekomfort, z.B. beim Atmen, ist es unerläßlich, daß der BH nicht alles abschnürt - wir wollen schließlich nicht wie Scarlett O'Hara ständig aus den Latschen kippen, weil wir keine Luft bekommen.
Vom Korsett sind die meisten BHs jedoch weit entfernt. Nimmt man sich einfach mal ein Exemplar aus der Wäscheschublade und mißt wie sehr es sich schon unter minimalem Kraftaufwand ausdehnt, stellt man schnell fest, daß ein Band in der "Tabellengröße" irgendwie nicht das richtige sein kann.
2. Schritt: Die Körbchengröße
Nach der Tabelle errechnet sich die Körbchengröße aus der Differenz zwischen Unterbrustumfang und Brustumfang. Es geht los ab einer Differenz von 12cm. Bis 14cm wäre das dann ein A-Cup, ab 14cm geht das B-Cup los, über 16 ein C-Cup usw.
Beim Blick in die Tabelle wird das nun schon wieder schwierig denn, da wird ja zum Mittelwert 75 der Brustumfang 89-91 angegeben. Bei einer Differenz von 14-16cm ergeben sich aber für die Unterbrustumfänge zwischen 73 und 77cm die folgenden Zuordnungen:
73/87-89
74/88-90
75/89-91
76/90-92
77/91-93
Und was macht man, wenn man mit den Maßen 73/89 lieber ein 70er Unterbrustband tragen möchte? Greift man dann zu einem B, C oder gar einem D-Cup? Und was, wenn selbst das 70er Band noch zu wenig Halt gibt, weil es zu lang und/oder elastisch ist?
Probieren geht über Studieren besagt ein etwas altkluger Satz, aber in Bezug auf die Suche nach der richtigen BH-Größe muß man es leider - wenigstens bis zu einem gewissen Grad - so sagen. Ferndiagnosen zur Abschätzung einer möglicherweise passenden Größe kann man zwar machen; dazu gehört aber mehr Know-How als ein kurzer Blick in eine Tabelle. Für alle, die eine Ausgangsgröße suchen, mit der sie die Suche nach dem passenden BH beginnen können, sei das Beratungssystem der Busenfreundinnen empfohlen. Dort wird nach fünf Maßen eine Einschätzung abgegeben, was eine gute Ausgangsgröße zum Probieren sein könnte und bei welchen Modellen/Schnitten man die besten Erfolgschancen hat. (vgl. auch Beitrag von nyad Warum zwei Maße nicht ausreichen)
Zudem gibt es die Möglichkeit über das Einstellen von Bildern in einen geschützten, nicht-öffentlichen Bereich weitere Tips und Hinweise zur Paßform zu erhalten. Dieser "Service" ist kostenlos und wird von ehrenamtlichen "Brafitterinnen" durchgeführt. Weitere Informationen gibt es unter www.busenfreundinnen.net.
Zurück zum Thema: Mit BHs ist es wie mit Schuhen. Man muß sie anprobieren um zu sehen ob sie passen. Spätestens wenn man in einem Laden steht, sollte man sich mit Größentabellen gar nicht erst rumplagen, sondern einfach probieren bis es paßt. Schließlich hängt der richtige Sitz nicht nur an der Größe sondern auch an dem Schnitt eines BHs!
Nicht umsonst startete die britische Wäscheladen-Kette Bravissimo 2009 die Kampagne Trash The Tape Measure. (Weg mit dem Maßband!) Mitarbeiterinnen der Firma fuhren mit einem Bus und einer großen Auswahl von BHs durch Großbritannien, um mobile Fitting-Termine anzubieten. Frauen konnten so auch in Städten, in denen es keine Bravissimo-Filiale gibt, in den Genuß einer Beratung kommen. Was natürlich einerseits eine geniale Werbestrategie ist, ist andererseits auch wirklich von Vorteil für viele Frauen, die sich mit dem Thema BH-Größe noch nicht ausführlich beschäftigt haben oder beschäftigen wollen. Eine gut ausgebildete und erfahrene Brafitterin kann eine lange, aufwendige und nervenaufreibende Suche enorm abkürzen.
Womit wir schon beim nächsten Punkt wären: Wo finde ich hierzulande eine gute Brafitterin, die mir einen BH anpassen könnte? Oder überhaupt einen Laden, der jenseits der Einheitsgrößen eine Auswahl an BHs anbietet? Aber dazu gibt es demnächst einen neuen Beitrag...
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