Kürzlich war ich - ganz Off Topic - auf der Suche nach Sommerstiefeln aus Stoff und habe dazu die 1001 Schuhläden auf der Karl-Marx-Straße in Berlin-Neukölln abgegrast. Natürlich ohne Erfolg.
Bei der Gelegenheit hab ich aber auch einen kurzen Blick in den TK Maxx (Bildquelle) im alten Hertie-Gebäude geworfen. Die Outlet-Kette TK Maxx gilt gemeinhin als Geheimtip unter BH-Schnäppchenjägerinnen, weil man mit etwas Glück britische Markenware für 5€ ergattern kann. Für mich war aber nichts dabei und meine Begleitung war der Meinung, daß sie bei ihrer Brustgröße keine gepaddeten Modelle tragen müsse.
Für besagte 5€ gibt es aber derzeit u.a. alte Modelle der skandinavischen Wäschekette Change. Und auch in der Bademoden-Abteilung könnte man vielleicht fündig werden. Bei Gelegenheit werde ich noch einmal ausführlicher stöbern gehen...
Gleiches gilt für einen Besuch bei Wäsche Hochfeld (Bildquelle), den einzigen alteingesessenen Wäscheladen am Ort, ein paar Schritte die Straße hinunter, den ich mir schon seit Ewigkeiten von innen ansehen möchte. Immerhin werden im Schaufenster große Größen angepriesen...
Abgesehen von den beiden Anlaufstellen fällt mir aber - mal von den einschlägigen Bekleidungsketten (H&M, Esprit, C&A etc.) abgesehen - kein Ladenin der Ecke ein, in dem man mal nach BHs gucken könnte. Die nächste Adresse ist dann wohl schon der Karstadt am Hermannplatz...
Gestern telefonierte ich mit einer guten Freundin, die mir ganz stolz davon erzählte, daß sie sich endlich einen neuen BH gekauft habe. Das gleiche Modell, das sie bisher auch schon getragen hat, aber in 70F statt 75D und in schwarz statt weiß. Hurra! Rief ich laut und: Hab ich es nicht gesagt?!
Es ist so schön recht zu haben. Und mit meiner Größenprognose - die ich schon vor Monaten abgegeben hatte - lag ich wohl goldrichtig.
Hier ist das gute Stück:
Der Chantelle Hedona, ein Basic-T-Shirt-BH im Minimizer-Schnitt mit Mittelträgern ohne Nähte.
Produzierte Größen 70-95B/C/D/E, 70-90F und 70-85G. (EU-System)
Das Modell ist in den Farben schwarz, elfenbein, haut, toffee, silbergrau und weinrot erhältlich.
Material: 61% Polyester, 31% Polyamid, 8% Elastan.
Über den Sinn und Unsinn von Minimizer-BHs lasse ich mich ein anderes Mal aus.
Zum letzten Bild kann ich mir aber natürlich eine Anmerkung nicht verkneifen: Der Cuprand schneidet leicht in die Brust ein und der Steg scheint auch auf der Brust aufzuliegen. Optimale Paßform ist was anderes.
So, nach viel Rumgelaber über das desaströse Angebot auf dem deutschen Markt, komme ich endlich zum Thema das mir eigentlich am Herzen liegt: Bademode in BH-Größen!
Ja, es gibt sie, die gut formende, stützende Badebekleidung jenseits der Standardgrößen, in der man sich einfach wohl- und nicht wie ein Alien fühlt, und sie ist auf dem Vormarsch!
Leider ist es immer noch nicht so, daß man überall auf ein großes Größensortiment zurückgreifen kann; gerade in richtigen Läden sieht es oft noch ziemlich duster aus. Besonders schlecht stehen die Chancen bei Bekleidungsketten, die sich an der breiten Masse ausrichten; dort endet das Alphabet meist bei D oder eine größere Brust muß sofort auch mit einem größeren Unterbrustumfang einhergehen.
Wenn man nicht online einkaufen möchte und D+Körbchen braucht, muß man sich immer noch an kleine und meist recht teure Wäschefachgeschäfte wenden. Allen, die sich das leisten können und die Möglichkeit haben, sei es sehr ans Herz gelegt, live einzukaufen. Verschiedene Größen und Modelle direkt hintereinander probieren zu können spart viel Zeit und Nerven.
Aber auch wenn kein gut sortiertes Fachgeschäft in der Nähe ist, hat man immer noch die Möglichkeit, im Internet zu bestellen. Vor allem Bikinis in BH-Größen sind mittlerweile relativ einfach zu bekommen.
Dieser Neckholder-Bikini von Bonprix mit Bügeln und gemouldeten Cups ist beispielsweise im Größenbereich von 70-90B-G und neun (!) Farben erhältlich. Kostenpunkt: zwischen 24.90 und 29.90 Euro.
Dieses Modell der auch in Deutschland vertretenen skandinavischen Unterwäschekette Change wird in den Größen 65-75 B-J (!) produziert, heißt Manila und kostet im Onlineshop 39.95€.
Neben Bonprix und Change kann man auch bei Hunkemöller oder Otto Glück haben. Daneben gibt es auch in Deutschland schon viele (Online-)Shops, die ausländische Marken importieren, beispielsweise Dessous Danielle oder Lace.
Spätestens wenn man aber über den deutschen Tellerrand hinaus ins europäische Ausland, vor allem nach Großbritannien guckt, eröffnet sich ein Paradies von schönen und günstigen Badeklamotten in allen erdenklichen Größen.
Die auf Plus Sizes spezialisierte britische Bekleidungskette Evans bietet beispielsweise diesen traumhaft hübschen Badeanzug in den Größen 14-32 (Konfektionsgröße 42-60) in Kombination mit den Cups C/D, DD/E und F/G an. Kostenpunkt: unglaublich günstige £25 (umgerechnet ca. €28.50) plus £5 Porto.
In der Basic-Serie Anna der britische Marke Panache gibt es mehrere Bikini-, Tankini und Badeanzug-Variationen im Größenspektrum zwischen 28-40 (Unterbrustband 60-90) und Cups D-K. Die Anna-Reihe ist in den Farben schwarz, himbeer und hellblau erhältlich und kostet zwischen 31 (Bikinioberteil) und 46 (Badeanzug) Pfund, umgerechnet ca. 35 bis 52€.
Ein eindrucksvolles Beispiel, was die richtige Größe bewirken kann, gibt es bei den Busenfreundinnen: Vorher-Nachher. Man muß dazu sagen, daß der Freya Badeanzug kein besonders gutes Beispiel ist. Ein richtig sitzender Bikini/Tankini/Badeanzug mit Körbchen sollte die Brust ähnlich gut anheben wie ein passender BH.
Freya Paris Bandeau Tankini,
Gr. 32-34D-GG, 36G, 38FF (=Unterbrustweiten 70-85)
Die erste Überlegung bei der Suche nach geeigneter Badebekleidung ist traditionell die Frage: Bikini oder Badeanzug oder auch: Wieviel Haut willst du zeigen?
Leider ist die Geschmacksentscheidung häufig nicht die ausschlaggebende - denn man muß ja aus dem eher spärlichen Angebot das beste Ergebnis für den eigenen Körper herauspicken.
Es gibt kaum einen Bekleidungsbereich... vielleicht neben der erotischen Wäsche... der so auf Einheitsgrößen setzt wie die Bademode. Badeanzüge werden häufig nur nach Konfektionsgrößen hergestellt und verkauft - also etwa in Größe 36 oder 42. Der Halt für die Brüste soll - falls daran überhaupt gedacht wurde - entweder von einem integrierten Brustgummi gewährleistet werden oder von einer Einheitscupgröße. Von diesem Umstand zeugt auch die Tatsache, daß auf den Websites des einschlägigen deutschen Versandhandels - zumindest in der Rubrik Badenanzüge - keine Suche nach Cupgrößen möglich ist; selbst wenn dort mittlerweile Badeanzüge in verschiedenen Konfektiongrößen-Körbchen-Kombinationen angeboten werden!
Wer also auf mehr Form und Stütze angewiesen ist, muß wohl oder übel mit dem Bikini-Angebot vorlieb nehmen, bei dem das Größenangebot ein wenig besser aussieht. Meist bewegt sich jedoch auch hier die Auswahl im schon bei BHs üblichen Größenspektrum von A bis D mit einem Fokus auf die "normalen" Größen B und C.
Man muß allerdings zugestehen, daß sich das Bademoden-Angebot in den letzten Jahren enorm verbessert hat. Der erste Schritt war die flächendeckende Einführung eines Mix & Match-Systems für Bikinis, d.h. die geradezu revolutionäre Möglichkeit, Ober- und Unterteile frei zu kombinieren.
Die nächste große Errungenschaft war die Erfindung des Tankini (eine Wortneuschöpfung aus Tank-Top und Bikini), der die Mix&Match-Vorteile des Bikinis mit der Stoffmenge eines Badeanzugs kombinierte und zudem für alle, denen Badeanzüge zu einengend und vor allem notorisch zu kurz sind, eine brauchbare Alternative darstellt.
Hier eines der ersten Modelle, die man im deutschen Versandhandel gut bekommen konnte:
Ein leicht A-förmig geschnittenes Oberteil von Lascana, das in Kombination mit dem formenden, relativ hoch geschnittenen Unterteil "Problemzonen" kaschieren sollte.
Laut Hersteller: "unterhalb der Brust regulierbar. Herausnehmbare Cups." Zur Cup-Größe gibt es mittlerweile keine Angaben mehr. Ursprünglich war sie - wenn ich mich recht entsinne - mit B/C angegeben.
Jedes Jahr, kurz nach Silvester, wenn die Winterkollektionen aus den Läden fliegen und durch die Frühjahrsmode ersetzt werden, taucht es wieder auf, das Schreckgespenst Bikinifigur: Leider nicht nur auf den Covern unzähliger Modemagazine, die schnelle Diäten und Fitnesstips anpreisen, sondern auch im eigenen Kopf. Das muß nicht unbedingt etwas damit zu tun haben, daß man seinen Körper nicht mag - gemeinhin hat man ja schon ein paar Jährchen Zeit gehabt, ihn mit allen seinen Vorzügen und Macken lieb zu gewinnen. Aber das heißt ja umgekehrt auch nicht, daß man den Gedanken besonders prickelnd findet, ihn nur leicht bekleidet den Blicken eines überkritischen Freibadpublikums preiszugeben.
Eine alte Outfit-Binsenweisheit besagt, daß Kleidung bisweilen wie eine Rüstung funktioniert; wenn man trägt, worin man sich wohl und sicher fühlt, strahlt man das auch nach außen aus. Nur wie läßt sich das auf die prekäre Freibad-Situation übertragen?
Das Problem ist nämlich häufig nicht nur, daß Badebekleidung eben aus wenig Stoff gemacht ist, sondern auch, wie der wenige Stoff am eigenen Körper aussieht. Manche Frau gerät ins Grübeln, ob es nicht doch vielleicht an seiner bestimmten Form liegen könnte, daß nichts so richtig passen will: Die Brüste sind zu klein, zu groß, zu hängend, der Hintern zu dick, zu flach, zu wenig straff, die Oberschenkel sind cellulite-geplagt und der Bauch zu umfangreich. Wer kennt sie nicht, die endlose Litanei der Imperfektion?
Und während Strand, Freibad und Badesee wie Damokles-Schwerter über einem hängen und die Aussicht auf ein weiteres Jahr im alten, unpassenden Badeanzug vorzeitige Sorgenfalten und graue Haare verursachen, blickt man dem herannahenden Sommer(-urlaub) statt mit unbändiger Vorfreude mit eher gemischten Gefühlen entgegen.
Nun ist aber die Goldene Regel des Brafitting:
Das Kleidungsstück muß sich dem Körper anpassen
nicht umgekehrt der Körper sich an ein Kleidungsstück!
Neben den vielen angenehmen Aspekten, die die Massenproduktion von Kleidungsstücken mit sich gebracht hat, hat sie leider auch den fundamentalen Irrtum produziert, das Angebot müsse direkt mit dem Bedarf identisch sein. Das heißt, was nicht hergestellt wird, wird auch nicht gebraucht - und wenn das nicht paßt, was man kaufen kann, dann ist man selbst im höchsten Maße unnormal.
Zugegeben, Konfektionsgrößen werden nach Durchschnittsmaßen berechnet und man kann davon ausgehen, daß ein großer Teil der Bevölkerung mehr oder weniger (vermutlich mehr schlecht als recht) in die angebotenen Kleidungsstücke paßt. Da aber jeder Körper einzigartig ist, gibt es eigentlich keine Frau, die nichts zu klagen hätte.
Gleichzeitig besteht ein Dogma der Selbstverbesserung: Die Frau als solche ist zwar immer (körperlich) imperfekt, sollte aber dennoch oder gerade deswegen alle denkbaren Versuche unternehmen, sich einem utopischen Schönheitsideal anzunähern. Aus irgendwelchen unverständlichen Gründen wird nun Schönheitsideal und aus dem Durchschnitt (oder von mir aus auch nur der Nachfrage) abgeleitetes Angebot ins eins gesetzt und daraus ein Minderwertigkeitskomplex konstruiert.
Bei genauerer Betrachtung offenbart sich also die Vorstellung, es könnte am eigenen Körper liegen, daß die auf einen Durchschnittswert zugeschnittene Konfektionsgröße nicht paßt, als ziemlich absurd. Immerhin legt man ja auch sonst Wert auf Einzigartigkeit und Individualität.
Der erste Schritt Richtung Wohlfühlen wäre also, sich nicht weiter mit Einheitsgrößen, die eigentlich niemandem passen, und dieser One-Size-Fits-All-Mentalität abspeisen zu lassen.
Passende Badebekleidung, in der man sich wohl fühlt, ist aber auch keine utopische Forderung. Wenn man weiß, wo man suchen muß, stellt man schnell fest, daß es jenseits des Mainstreams bereits viel mehr Angebot gibt, als man zu träumen gewagt hätte.
Die meisten Quellen im Internet vermitteln, daß es eigentlich ganz einfach sein müßte: Man mißt seinen Unterbrustumfang (also den Umfang des Brustkorbs unter der Brust) und seinen Brustumfang an der weitesten Stelle und schon kann man sich aus einer Tabelle die passende Größe heraussuchen.
1. Schritt: Die Wahl des Unterbrustbandes
Die Unterbrustweite von BHs verändert sich in 5cm-Schritten, das heißt wenn man zwischen 73 und 77cm gemessen hat, sollte man laut Tabelle zu einem 75er Unterbrustband greifen, wenn man zwischen 78 und 82 mißt zu einer 80er Weite, ab 83cm zu einer 85er usw.
Es wäre nun naheliegend anzunehmen, daß für die Feinabstimmung innerhalb einer Größe die drei Häkchenreihen zuständig sind, die BHs normalerweise haben. Wenn ich 78cm unter der Brust messe, nehme ich das innerste Häkchen, wenn ich 80cm messe, das mittlere und bei 82cm das äußerste.
Das würde aber unterstellen, daß ein BH sich nullkommanull ausdehnt und ungefähr so flexibel ist wie eine Ritterrüstung.
Das mag zu Zeiten von traditioneller Korsettmacherei so gewesen sein, spätestens aber seit der flächendeckenden Einführung von elastischen Kunstfasern ist ein BH ein Kleidungsstück, das sich dem Körper anpaßt und gleichermaßen funktionell wie bequem sein sollte. Für den Tragekomfort, z.B. beim Atmen, ist es unerläßlich, daß der BH nicht alles abschnürt - wir wollen schließlich nicht wie Scarlett O'Hara ständig aus den Latschen kippen, weil wir keine Luft bekommen.
Vom Korsett sind die meisten BHs jedoch weit entfernt. Nimmt man sich einfach mal ein Exemplar aus der Wäscheschublade und mißt wie sehr es sich schon unter minimalem Kraftaufwand ausdehnt, stellt man schnell fest, daß ein Band in der "Tabellengröße" irgendwie nicht das richtige sein kann.
2. Schritt: Die Körbchengröße
Nach der Tabelle errechnet sich die Körbchengröße aus der Differenz zwischen Unterbrustumfang und Brustumfang. Es geht los ab einer Differenz von 12cm. Bis 14cm wäre das dann ein A-Cup, ab 14cm geht das B-Cup los, über 16 ein C-Cup usw.
Beim Blick in die Tabelle wird das nun schon wieder schwierig denn, da wird ja zum Mittelwert 75 der Brustumfang 89-91 angegeben. Bei einer Differenz von 14-16cm ergeben sich aber für die Unterbrustumfänge zwischen 73 und 77cm die folgenden Zuordnungen:
73/87-89
74/88-90
75/89-91
76/90-92
77/91-93
Und was macht man, wenn man mit den Maßen 73/89 lieber ein 70er Unterbrustband tragen möchte? Greift man dann zu einem B, C oder gar einem D-Cup? Und was, wenn selbst das 70er Band noch zu wenig Halt gibt, weil es zu lang und/oder elastisch ist?
Probieren geht über Studieren besagt ein etwas altkluger Satz, aber in Bezug auf die Suche nach der richtigen BH-Größe muß man es leider - wenigstens bis zu einem gewissen Grad - so sagen. Ferndiagnosen zur Abschätzung einer möglicherweise passenden Größe kann man zwar machen; dazu gehört aber mehr Know-How als ein kurzer Blick in eine Tabelle. Für alle, die eine Ausgangsgröße suchen, mit der sie die Suche nach dem passenden BH beginnen können, sei das Beratungssystem der Busenfreundinnen empfohlen. Dort wird nach fünf Maßen eine Einschätzung abgegeben, was eine gute Ausgangsgröße zum Probieren sein könnte und bei welchen Modellen/Schnitten man die besten Erfolgschancen hat. (vgl. auch Beitrag von nyad Warum zwei Maße nicht ausreichen)
Zudem gibt es die Möglichkeit über das Einstellen von Bildern in einen geschützten, nicht-öffentlichen Bereich weitere Tips und Hinweise zur Paßform zu erhalten. Dieser "Service" ist kostenlos und wird von ehrenamtlichen "Brafitterinnen" durchgeführt. Weitere Informationen gibt es unter www.busenfreundinnen.net.
Zurück zum Thema: Mit BHs ist es wie mit Schuhen. Man muß sie anprobieren um zu sehen ob sie passen. Spätestens wenn man in einem Laden steht, sollte man sich mit Größentabellen gar nicht erst rumplagen, sondern einfach probieren bis es paßt. Schließlich hängt der richtige Sitz nicht nur an der Größe sondern auch an dem Schnitt eines BHs!
Nicht umsonst startete die britische Wäscheladen-Kette Bravissimo 2009 die Kampagne Trash The Tape Measure. (Weg mit dem Maßband!) Mitarbeiterinnen der Firma fuhren mit einem Bus und einer großen Auswahl von BHs durch Großbritannien, um mobile Fitting-Termine anzubieten. Frauen konnten so auch in Städten, in denen es keine Bravissimo-Filiale gibt, in den Genuß einer Beratung kommen. Was natürlich einerseits eine geniale Werbestrategie ist, ist andererseits auch wirklich von Vorteil für viele Frauen, die sich mit dem Thema BH-Größe noch nicht ausführlich beschäftigt haben oder beschäftigen wollen. Eine gut ausgebildete und erfahrene Brafitterin kann eine lange, aufwendige und nervenaufreibende Suche enorm abkürzen.
Womit wir schon beim nächsten Punkt wären: Wo finde ich hierzulande eine gute Brafitterin, die mir einen BH anpassen könnte? Oder überhaupt einen Laden, der jenseits der Einheitsgrößen eine Auswahl an BHs anbietet? Aber dazu gibt es demnächst einen neuen Beitrag...
Viele Frauen, aller Wahrscheinlichkeit nach die meisten, hatten noch nie einen richtig gut passenden BH und damit auch nicht die Möglichkeit, ein Gefühl für die richtige Passform zu entwickeln. Es kommt ja nicht nur auf die Größe sondern auf den Schnitt eines Modells an, ob es sich gut tragen läßt oder nicht.
Der allererste Punkt, wenn man sich mit dem Thema beschäftigt ist also die kritische Selbstreflexion. ;)
Benötigt wird dazu:
Der am besten passende BH den man besitzt.
Ein größerer Spiegel (Je größer desto besser. Man sollte aber auf jeden Fall den ganzen Oberkörper sehen können.)
Eventuell ein Fotoapparat (Oft erkennt man auf Bildern viel deutlicher, wo das Problem liegt.)
Ein dünnes T-Shirt.
Und natürlich das nötige Know-How aus dem Internet.
Wichtig bevor man loslegt: Das sorgfältige Anziehen des BHs.
Anstatt den BH einfach nur schnell überzustülpen, lohnt es sich, mal ein bißchen Zeit zu investieren und die Brust möglichst gut im Körbchen zu verstauen. Die Träger sollten so reguliert sein, daß die Brust zwar geformt und gehoben wird, sie aber nicht die Hauptlast des Gewichts halten. Für die nötige Stabilität sollte vor allem das Unterbrustband sorgen! (Eine pi mal Daumen-Regel besagt, daß das Unterbrustband ca. 80% des Brustgewichts halten und nur etwa 20% an den Trägern hängen sollte.)
Bei den Busenfreundinnen gibt es eine detaillierte Anleitung zum BH-Anziehen.
Fehlersuche
Ich beschreibe hier nur die häufigsten Probleme. Es gibt natürlich noch viele, viele weitere, aber es würde den Rahmen sprengen auf alle davon einzugehen. Ich kann wiederum nur auf das Forum Busenfreundinnen.net verweisen. Dort gibt es eine eigene Unterkategorie die sich dem Thema "Häufige Passformprobleme" gewidmet hat.
Sitzt das Unterbrustband parallel zum Boden oder rutscht es hinten hoch?
Damit das Unterbrustband seinen Zweck, nämlich das Gewicht der Brust zu halten, erfüllen kann, muß es ausreichend eng sein. Einer der häufigsten Fehler bei der BH-Wahl ist, daß ein zu langes Unterbrustband gewählt wird. Der BH ist ja nicht steif wie ein Korsett, sondern dank moderner Materialien dehnbar. Diese Dehnbarkeit muß bei der Ermittlung der Größe miteinberechnet werden.
Eine Veranschaulichung des Problems bei Bravissimo: Back of the bra is riding up.
Hier kann man gut sehen, daß der BH vorne runter und hinten hochrutscht. Das Gewicht der Brüste hängt damit automatisch an den Trägern und kann fiese Nackenverspannungen verursachen.
Weitere unangenehme Nebeneffeke können das unangenehmes Scheuern der Bügel bei Bewegungen sein oder der Umstand, daß der BH einfach vorne über die Brüste hochrutscht, wenn man die Arme hebt.
Sind die BH-Träger bequem oder schneiden sie ein?
Eine häufige Folge des zu weiten Unterbrustbandes ist, daß zuviel oder sogar das ganze Brustgewicht an den Trägern des BHs hängt. Dies kann zu Verspannungen im Nacken und Schulterbereich und als Konsequenz davon sogar zu Kopfschmerzen führen. Trägt man falsche BHs über Jahre hinweg, können richtige Einkerbungen in den Schultern die Folge sein.
Die Träger sind für die Brustform, nicht für den generellen Halt eines BHs zuständig - d.h. auch wenn man die Träger über die Schultern streift, sollte der BH nicht einfach nach unten wegrutschen.
Berührt der Mittelteil des BHs (Steg) den Brustkorb zwischen den Brüsten oder steht er ab?
Bei einem Bügel-BH sollten die Bügel in der Mitte auf dem Brustkorb aufliegen. Das heißt, wenn man von oben an sich runterguckt, sollte man nicht durch den BH durch den Boden oder seine Füße sehen können.
Daß der BH richtig anliegt ist enorm wichtig für die Stabilität und den Halt, den die Konstruktion maßgeblich über die Körbchen (Cups) und das Unterbrustband herstellen soll. Anders gesagt: Das Unterbrustband hält von unten und von den Seiten, die Cups stabilisieren und formen die Brust. Damit das funktioniert, muß das Cup die Brust von allen Seiten umschließen.
Relevant ist also nicht nur, daß die Bügel in der Mitte anliegen, sondern auch daß sie das ganze Brustgewebe umschließen und nirgendwo auf der Brust aufliegen!
Im Allgemeinen wird angenommen, daß ein nicht anliegender Steg auf zu kleine (bzw. zu flache) Körbchen hindeutet. Es kann natürlich auch noch andere Ursachen haben - vgl. dazu die FAQ bei den Busenfreundinnen Problem: Der Steg liegt nicht an.
Aufgrund der natürlichen Form eines Brustkorbes und der Breite der Bügel kann es natürlich sein, daß der untere Rand des Unterbrustbandes nicht hundertprozentig aufliegt und ihr von unten (!) noch einen oder zwei Finger von unten unters Band stecken könnt.
Daß der Steg anliegt ist nicht nur für Form und Halt von Bedeutung - er soll auch die Brüste voneinander trennen. Vor allem bei großen und eng zusammenstehenden Brüsten ist es unangenehm, wenn die Brüste aufeinander liegen und keine Luft an die Haut kommt.
Ist der Übergang zwischen Brust und oberem Körbchenrand sichtbar?
Eine Doppelbrust - also aus dem Körbchen quellendes Brustgewebe ist ein ziemlich sicheres Zeichen dafür, daß das Cup zu klein gewählt wurde. Der obere Körbchenrand sollte nicht in die Brust einschneiden, sondern einen glatten Übergang darstellen. Um das zu testen, kommt das vorher erwähnte dünne T-Shirt zum Einsatz: darunter sollten zwei wohlgeformte Brüste zu sehen sein - keine vier!
Veranschaulichung des Problems bei Bravissimo: Bulging out of the Cup
Aufgabe eines BHs ist, die Brust auch bei heftigeren Bewegungen am Platz zu halten. Wer also seine Brust nach einmal bücken neu verstauen muß, trägt nicht die richtige Größe!
Der beliebteste Trick, um ein zu kleines Körbchen passend zu schummeln und sogenannte "Brötchen" zu vermeiden ist, die Träger möglichst lang zu lassen, was den unangenehmen Nebeneffekt haben kann, daß sie ständig rutschen.
Zur Illustration der genannten Probleme ein kurzes Video des britischen Onlineshops Brastop:
Im Internet tummeln sich mittlerweile hunderte, tausende, ach was! hunderttausende von Blogs die sich allein dem Thema Reviews, Test- und Erfahrungsberichte mit gewissen Produkten und Marken widmen. Besonders im Bereich Mode und Kosmetik tippen sich viele Frauen die Finger wund, um möglichst als erste vom hippen Kleid, von der neuesten Creme oder dem angesagtesten Lidschatten zu berichten. Und wer keine Lust mehr auf Tippen hat, der knipst sich einfach im neuesten Outfit oder stellt kleine Videos auf Youtube ein, deren hauptsächlicher Inhalt darin besteht, neuerworbene Konsumgüter in die Kamera zu halten. Kurz: Die Blogs laufen den klassischen Frauenzeitschriften immer mehr den Rang ab.
Bemerkenswert ist allerdings, daß ausgerechnet einem Kleidungsstück gar keine Beachtung geschenkt wird: dem BH. Als Gegenstand des täglichen Gebrauchs scheint ihm etwa soviel Bedeutung zuzukommen wie einem Paar Socken. Nur zu besonderen Gelegenheiten darf er für einen Moment ins Rampenlicht: als Hauch von Nichts, der ebenso sündhaft wie sündhaft teuer die Schönheit und Erotik seiner Trägerin zu unterstreichen hat. Edle Unterwäsche dieser Art heißt dann aber auch nicht mehr profan Büstenhalter sondern Lingerie oder Dessous und gehört in die Parallelwelt von roten Rosen und Champagner, High-Heels und Etuikleid, von Candlelightdinner und Cocktailparty.
Spätestens beim Alltags-BH hört für viele Frauen die Schwärmerei von Träumen aus Tüll und Spitze auf und große Frustration hält Einzug: Die Suche nach einem passenden, bequemen, zudem halbwegs attraktiven und günstigen BH gestaltet sich meist so nervenaufreibend, daß man die alten Lieblinge trägt bis sie sich buchstäblich in Einzelteile auflösen. Entsprechend selten und ebenso lust- wie wahllos wird dann für Ersatz gesorgt: Gekauft wird oft bei den einschlägigen Bekleidungsketten, beim Kaffeeröster, im Versandhandel. Daß es rutscht, kneift, piekst und drückt, die Schultern schmerzen und man unter Nackenverspannungen leidet, scheint einfach in der Natur der Sache zu liegen. Die Schuld daran gibt man - geschult am weiblichen Dogma des permanent imperfekten Körpers - natürlich nicht dem BH sondern seinen Brüsten, die zu klein oder zu groß sind oder einfach hängen, keinesfalls jedoch richtig sind – sonst müßte der BH ja besser sitzen.
Leider ist gerade die weibliche Brust die „Problemzone“ bei der man Mutter Natur mehr oder weniger ausgeliefert ist – das ganze übliche Procedere der Körperoptimierung mit Fitnesstraining und Diäten, Massagen und Tinkturen ist bei ihr vergebliche Liebesmüh: sie bleibt mehr oder weniger so wie sie eben einfach ist.
Für viele Frauen erscheint damit der Gang zum Schönheitschirurgen, der die Brust auf die passende Größe zurechtschneiden oder aufpolstern soll, der einzig mögliche Weg zur Traumbrust…
Diese liegt dann irgendwo im allgemein anerkannten Körbchen-ABC, nachdem ein A-Körbchen eine kleine, ein B-Körbchen eine mittlere und ein C-Körbchen eine große Brust beschreibt. D, das ist bereits sehr groß, das XL unter den BH-Körbchen und danach kommt dann der Übergrößenbereich, der eigentlich nur noch für die stolzen Besitzerinnen großer Silikonbrüste von Interesse ist. DD = Pamela Anderson.
Bei den Unterbrustbändern sieht es wenig besser aus – in eine Weite 75, 80 oder 85 sollte man als normale Frau reinpassen. Alles jenseits davon ist nämlich schon "Spezialbedarf".
Man kann sich also die gesellschaftlich vorkommenden Brustgrößen (oder deren Berücksichtigung durch die Textilindustrie) wie eine Gaußsche Normalverteilungskurve vorstellen. Aber angenommen 80% aller Frauen passen BHs in 75A – 85D, also in 12 (!) Größen – woher kommt dann die verbreitete Einschätzung, daß ganze 80% aller Frauen die falsche BH-Größe tragen? Handelt es sich um ein mathematisches Paradoxon oder eine genetisch festgelegte Unfähigkeit, die richtige Größe festzustellen? Es kann sich doch (Achtung, Ironie!) beim BH-Anprobieren nicht um eine so komplizierte Angelegenheit wie um Einparken handeln, oder?
Es gibt bereits mehrere britische, us-amerikanische und polnische Blogs, die sich mit diesem Phänomen und der Anpassung von BHs (engl. Brafitting) befassen – im deutschsprachigen Raum existiert zum Thema bisher jedoch nur ein Internetforum, Busenfreundinnen.net, das allen Leserinnen wärmstens empfohlen sei. Weil ein Message Board aber ein ganz anderes Format hat, habe ich beschlossen, der Problematik einen eigenen Blog zu widmen, und hoffe, hier in Zukunft nützliche Informationen und interessante Beiträge anbieten zu können.
Willkommen auf dem ersten (?) unkommerziellen (!) deutschsprachigen Lingerie-Blog.
Hier wird es hoffentlich bald drüber und drunter gehen...
Eigentlich eher mehr drunter und weniger drüber, aber der Titel war leider schon vergeben. :)
Drunterthemen: BH-Anpassung, BH-Größen, BH-Schnitte, BH-Marken, BH-Modelle, also alles, was mit Büstenhaltern, Dessous und Lingerie zu tun hat.
Drüberthemen: Passende Oberbekleidung und - im Sommer essentiell - geeignete Bademode für kurvige Damen.
drüber und drunter ist ein Blog-Projekt, das sich den Themen BHs, BH-Anpassung (Bra-Fitting) und passende Oberbekleidung für kurvigere Frauen widmet.
Bra Fitting ist für viele, die damit in Berührung gekommen sind, zu
einer Art Hobby geworden - das kann sich bisweilen in einem geradezu
obsessiven Missionierungsdrang des gesamten weiblichen Umfeldes
ausdrücken. ;-)
Für mich (george) war es eine Offenbarung festzustellen, daß nicht nur
ich bei der Suche nach passenden BHs enorme Probleme hatte/habe. Es war
unglaublich befreiend, sich darüber mit anderen austauschen zu können,
Tips und Ratschläge zu bekommen, nützliche Informationen zu sammeln und
weiterzugeben. Ich bin nun schon seit einiger Zeit bei den Busenfreundinnen
(deutsche Online-Brafitting-Community) aktiv und im Lauf der Zeit
verspürte ich ein immer größer werdendes Bedürfnis, mich außerhalb des
Forums über Themen auszulassen, die mich beschäftigen. Zum einen wollte
ich damit dem Suchtfaktor des Messageboards ("Nur noch einmal den Aktualisieren-Button drücken. Vielleicht hat ja jemand was Interessantes geschrieben...")
entkommen, zum anderen wollte ich auch eine Plattform für Geschriebenes
schaffen, das nicht zwischen tausenden von Threads und Diskussionen
untergeht. Vielleicht, so mein Gedanke, erreicht man damit Frauen, die
keinen Nerv auf ein Forum haben, aber durchaus Lust einem Blog zu
folgen...
Wir werden sehen, wie es sich entwickelt...
drüber & drunter ist also ein Kind der Bra-Fitting-Bewegung, die von Joanna (Aqua), Nirmena und Seggen 2008 in Form der Busenfreundinnen von Polen nach Deutschland exportiert wurde.
Als Teil dieser Bewegung möchten auch ich/wireinen Beitrag zur
Aufklärung über derzeit auf dem Markt verfügbare BH-Größen und die
richtige Paßform leisten und gleichzeitig ein Bewußtsein für das immer
noch ziemlich schlechte BH-Angebot in Deutschland schaffen. Es ist
nicht der eigene Körper der seltsam oder defizitär ist, sondern die
angebotenen Konfektionsgrößen sind einfach unzureichend um der Vielfalt
von Körpern gerecht zu werden. Unser Traum wäre auf längere Sicht die
Nachfrage nach "exotischen" BH-Größen und kurviger geschnittenen
Kleidungsstücken so zu erhöhen, daß sie sich in einer Verbesserung im
Angebot niederschlägt. Daß das funktionieren kann, ist durch die
Fortschritte in Großbritannien und in Polen bereits belegt. Besonders
am Herzen liegt uns aber, daß sich Frauen mit und in ihrem Körper nicht
als Aliens fühlen: Passende Kleidung trägt unseren Erfahrungen nach
enorm zur allgemeinen Zufriedenheit und einem guten Körpergefühl bei.
Allen, die sich weitergehend mit dem Thema befassen wollen, sei also das Brafitting-Forum Busenfreundinnen
wärmstens ans Herz gelegt. Dort findet ein reger Austausch über
BH-Modelle, -Schnitte statt und man kann dort neben vielen Tips und
Anregungen auch eine Vielzahl von sog. Erstberatungen finden. Diese
sollen eine erste Orientierungshilfe für die Suche nach der passenden
BH-Größe bieten.
Soviel erst mal von mir/uns.
Falls ihr noch Fragen, Kritik oder Anmerkungen habt, immer her damit.
(Per Email vgl. Kontakt oder gerne auch als Kommentar)