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Freitag, 13. Dezember 2013

Von Alltags-BHs, Fullcups und Rückenschmerzen

Eigentlich arbeite ich seit längerem an einem Passform-Check für Fortgeschrittene, der an MiaRose’s Beitrag Faktoren die die Passform beeinflussen anschließen soll. Uneigentlich bin ich gerade zu unkonzentriert umd das ordentlich zu strukturieren und zu durchdenken. Deswegen habe ich mal wieder ein Übersprungsthema aus der Schublade geholt: die Gemütlichkeitsfrage.

Die richtige Größe und ein passender Schnitt müssen nämlich noch nicht bedeuten, daß sich ein BH im Alltag bewährt. Ihr kennt das vielleicht – traumhaft schönes Modell, ihr probiert an, es paßt, es formt toll, alles ist prima. Und dann nach einem Tag tragen (oder manchmal erst nach mehreren) kommt das böse Erwachen – der BH zwickt und zwackt, oder, am allerschlimmsten, er verursacht Nackenverspannungen.

Während man dem Zwicken und Zwacken häufig mit allererlei Tricks Herr werden kann (BH-Verlängerer, Abpolstern von kritischen Stellen etc.) ist gegen die Verspannung kein Kraut gewachsen. Man kann es natürlich mit Schulterpolstern versuchen (gibt es bspw. aus Silikon) um den Druck etwas besser zu verteilen, aber das deutet schon aufs eigentliche Problem hin: es hängt zuviel Brustgewicht an den Trägern. 

Was zuviel ist, ist natürlich individuell unterschiedlich – einige Frauen sind da sehr empfindlich, andere gar nicht. Vermutlich hängt es auch einfach an der individuellen Anatomie, ob der Träger tendenziell über eine sehr sensible Stelle läuft oder nicht. 

Jedenfalls wäre mein Ratschlag, gerade bei BHs die ihr oft tragt darauf zu achten, daß die Konstruktion stabil genug ist, den Hauptteil des Brustgewichts abzufangen. Bei Balconette-Schnitten, die sehr stark heben, ist das häufig nicht der Fall. Ihr könnt dazu einfach mal versuchen, den BH ohne Träger zu tragen – ich mach das manchmal im Sommer beim Sonnen, daß ich die Träger von BH und Spaghetti-Top runterstreife und eine Weile so rumsitze, auch mal aufstehe und mich ein bißchen bewege. Wenn das mit einem BH nicht geht, weil er sofort komplett nach unten wegrutscht/-klappt, hat man schon einen Kandidaten, der tendenziell Probleme bereitet. 

Die heftigsten, BH-bedingten Verspannungen meines Lebens habe ich mir in einer Phase zugezogen, als ich quasi ausschließlich drei Plunge-Modelle (1. Generation) von Ewa Michalak getragen habe – die Form und der '”Uplift” (Hebewirkung) waren phantastisch, aber nach zwei Wochen oder so hatte ich einen Nacken aus Stein und taube Stellen am Arm. Zähneknirschend mußte ich mir damals eingestehen, daß die Teile zwar mal toll für einen Tag sind, aber pausenlos tragen einfach nicht drin ist.

Seither habe ich ein genaueres Auge darauf, wo gerade das Problem für Verspannungen liegen könnte (neben dem BH-Modell sind die Klassiker zu wenig Bewegung, zuviel Schreibtisch, Psychosomatik, mal wieder zu viel auf Barhockern rumgeflezt oder auf dem Bauch im Bett gelegen und in mein Laptop getippt). Wenn ich merke, daß es mal wieder kritisch wird, greife ich auf folgende Modelle zurück: den Freya Deco Strapless, den ich i.d.R. mit überkreuzten Trägern trage, einen alten Panache Harmony FullCup und alle möglichen Klone des Panache Ariza (Saffron, Elsa).

Wie wahrscheinlich viele greife ich sonst eher zu balconette-igeren Schnitten – meine große Liebe galt lange dem Cleo Lizzie (leider ist er mir gerade ein Cup zu klein). Abgelöst wurde diese Leidenschaft durch meine Euphorie für den Panache Jasmine. Beide sind jetzt keine Übeltäter was Verspannungen angeht, aber wenn ich schon angeschlagen bin, helfen sie mir auch nicht weiter. Daher mein Pladoyer für Fullcups (zu deutsch: Vollschale). Der Clou an einem Full-Cup ist, daß ein großer Teil der Stabilität aus dem Unterkörbchen kommt, was häufig zu einem eher moderaten Hebe-Effekt führt, aber eben auch dazu, daß die Träger wenig belastet werden.

Klassische Vollschale mit eher mittig angebrachten Trägern. Ist eher selten bis kaum zu finden.

 


Weiter verbreitete Mischform mit Tendenz zum Balconette-Schnitt. der Träger ist meist relativ weit außen, aber noch am Obercup angebracht. Ein bekanntes Beispiel für diesen Schnitt wäre der Tango von Panache.



Sehr verbreitete Form des Fullcups mit Seitensichel/ -stütze (Side-Support), ebenfalls häufig mit recht weit außen angebrachten Trägern.

 Illustrationen von Avocado.com.pl

Auf den internationalen BraBlogs wird viel über die optimale Passform bei “Full on top breasts” geschrieben und weshalb klassische Full-Cup-Schnitte für die Brustform häufig suboptimal sind. Ein super Beitrag dazu ist Why Do Full-On-Top Boobs Look Pointy in Full-Cup Bras? auf Bras I Hate & Love. Ich würde da weitestgehend zustimmen (wobei der gezeigte Loretta ein besonders extremes Beispiel und ziemlich eindeutig zu klein ist). Allerdings finde ich es vertretbar, zugunsten des Komforts Abstriche bei der Kompatibilität und der Form zu machen (und den BH ggf. eine Nummer größer als andere Schnitte zu wählen). Daß ein Ariza nicht so rund formt wie ein Marcie: geschenkt! Wenn gerade mal wieder Aua-Aua-Alarm ist, ist mir das herzlich egal. 

Ein BH ist in erster Linie Unterwäsche, d.h. auch unattraktivere Modelle sind unterm Pulli nicht als solche erkennbar (höchstens wenn sie ausgeprägt raketig formen). Insofern ist es auch wichtig, manchmal nach Pragmatik zu entscheiden und ästhetische Kriterien außen vor zu lassen. Ausgerechnet die vielgeschmähten Full-Cup-Schnitte sind nämlich manchmal echt eine gute Sache. Wer z.B. ins Größenspektrum von Elomi fällt und noch nie ein Modell der Marke probiert hat, sollte mal sein Glück versuchen – es könnte sich lohnen. 

Vielleicht noch ein Wort zu den vielfach bevorzugten Schalen-BHs – der Irrtum, eine Schale gebe mehr Halt als ein BH aus einfachem Stoff, hält sich recht hartnäckig. Grundsätzlich ist dem nicht so: ein Stoff-BH kann genauso viel oder auch mehr Support geben wie/als ein Schalen-BH. Mein Eindruck ist eher, daß viele Schalen-BHs ‘schnittbedingt’ in sich nicht so stabil sind, daß den Trägern nicht doch noch eine signifikant tragende Funktion zukäme – d.h. daß es letzten Endes auch wieder an der Form liegt und nicht so sehr am Material wieviel vom Brustgewicht ein Modell über Körbchen und Unterbrustband abfangen kann.

Wer die Möglichkeit hat: häufiger mal das Modell wechseln ist - wie bei Schuhen auch - immer eine gute Idee.

Was ist euer liebster Alltags-BH?


Meine Perspektive: ich trage gerade die BH-Größe 32J, die besagten Ewa Michalak-BHs sind 70Ks und der Deco Strapless paßt mir in 34GG (32H/HH wäre sicherlich noch besser, gibt es aber leider nicht.)

Weiterführend:  

Hey, ich bin george und schlecht darin, mich kurz zu fassen. Ich tummle mich mit multiplen Persönlichkeiten im Netz, einige kennen mich vielleicht unter meinem Terry Pratchett-Pseudonym. Zu meinen Hobbies gehört Nörgeln, Kaffeetrinken und Prokrastinieren. Mehr Persönliches gibt es im Jahresrückblick 2013 und auf meiner Vorstellungsseite. [x]

2 comments

15. Dezember 2013 um 21:09

Für ein Übergangsthema ist es mehr als perfekt gelungen. Das Passformproblem kenne ich auch, zumindest wenn in der Probiereuphorie (das Auge isst mit - ich hasse die neue Rechtschreibung) alles perfekt erscheint. So ein perfekter Lümmel-BH ist für mich der Esme von Fantasie. Der hat all die Vorzüge, Mittelträger, Vollabdeckung, nicht so ein starkes Lifting), die man braucht, wenn mal der Nacken kniept.
Übrigens, der Kaffeefrosch ist tatsächlich ein Superexemplar. Mal sehen, ob ich auch mal so einen hinkriege.

17. Dezember 2013 um 14:09

Danke für deinen Kommentar - und das Kompliment! :)

Ich kann mir vorstellen, daß der Esme gut ist. - Zum Lümmeln hab ich einen alten Sport-BH, einen Kalyani/Bestform-BH aus Baumwolle und diverse Curvy Kates. Das ist bei mir noch mal ne andere 'Kategorie' als rückenschonend. ;-)

Ich ignoriere ja die neue Rechtschreibung weitestgehend - langsam denke ich mir, daß durch die 1001 Revisionen der Reform sowieso jeder seine eigene Version entwickelt hat.

Kaffeefrosch - ist ja leider nicht meiner. Ich fand ihn nur so süß und er kam gerade passend, als ich nach einem Avatar gesucht hab.

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